Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Juli 2017

SCHRIFT~Lectio  I.Cor 12, 4=6  und  Eph 4, 2=6

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

Mehrmals haben wir das Thema ‚Zersplitterung der Kirche CHRISTI‘ kurz, quasi en passant gestreift, jüngst in unsrer Gedankenfolge im heurigen Monat Mai. = Wie wir wissen, hat unser HERR JESUS CHRISTUS die heilige, einmütige, alleinige Kirche egründet, griechisch:  κκλησία (he ekklesía, wörtlich: die Herausgerufene, nämlich die aus der übrigen Welt herausgerufene Gemeinschaft), siehe Mt 16, 18-19a und auch Joh 21, 15-17. In den drauffolgenden Jahrhunderten hat es zahlreiche sogenannte haeretische Bewegungen gegeben (wobei Haeresie, griechisch αρεσις nicht, wie es oft behauptet wird, „Irrglauben“ heißt, vielmehr: Wahl, im engeren Sinn Auswahl und Vertretung eines Lehrinhalts), ich nenn nur den anno 318 ansetzenden Arianischen Streit. Im Jahr 1054 hat sich das Große Morgenländische Schisma ereignet, der Bruch zwischen den Orthodoxen Kirchen und dem Römisch~Päpstlichen Katholizismus. Die erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts war das Zeitalter der Reformation… Calvin, Luther, Zwingli haben die Bühne der Weltberühmtheit betreten… und 1531 haben die Englischen Bischöfe beschlossen, daß nunmehr nicht der Papst, sondern ihr König das Oberhaupt der englischen Katholiken sei. Im zwanzigsten Jahrhundert sind zahllose Christliche Freigemeinden, Episkopalkirchen, Sondergemeinschaften ins Leben gerufen worden, in Europa wie auch in Nordamerica. = Wo Menschen sind, da sehn wir auch Dissensus, Zwietracht, Meinungsdifferenz. Quot homines, tot sententiae, wie bereits Terentius in einer seiner comoediae vor gut zweitausend Jahren schreibt. Warum das so ist… Es gibt sicherlich Menschen, die eine eigene Ansicht mit Herz und Verstand vertreten, manchmal gar bis zur letzten Consequenz. Weiters gibt es Leute, die eine Freude am aggressiven Rechthabern empfinden. Andere gründen etwas Eigenständiges, weil sie sich vom Établierten nicht hinlänglich gewürdigt fühlen. Und gewiß gibt es Personen, die etwas Abweichendes, Neuartiges ins Dasein rufen, vorwiegend um bekannt, berühmt oder reich zu werden. All dies ist nichts als menschlich. = Gleichwohl, liebe Freunde: Unser HERR UND HEILAND IESUS CHRISTUS hat keine Zersplitterei und sicherlich keine Gegnerschaften gegründet, vielmehr DIE Katholische Kirche; καθολικός (katholikós) im Sinne der Urbedeutung dieses Wortes: ganzheitlich, allumfassend. Was mich angeht… ich bin ein Fahnenträger der Wiedervereinigung sämtlicher Richtungen zur Ganzheitlichen Kirche IESU CHRISTI. = Nun wirklich, liebe Freunde: Was heißt heut noch ‚protestantisch’… Der Begriff ist nicht als Ausdruck eines theologischen Andersdenkens entstanden, sondern als politicum, als es anno 1529 (im selben Jahr, in dem das erste Mal die Türken vor Wien stehn) auf dem Reichstag vor Kaiser Karl V. zur Protestatio zu Speyer gekommen war: Sechs Fürsten und vierzehn Reichsstädte=Delegierte haben wider die Reichsacht gegen Professor Martin Luther und seine Schriften sowie für die freie Verbreitung der Reformatorischen Glaubensrichtung gemeinsam ihre Stimmen erhoben. Das war gewiß verständlich und rechtens… zu jener Zeit. Auch die Kritik an den damaligen Kirchenfürsten, die net grad nach der HEILIGEN SCHRIFT gelebt und Klerus wie Christenvolk gelenkt haben, ist begreiflich. Aber, liebe Freunde, no’amoi: Was heißt heut noch, ein knappes halbes Jahrtausend später, ‚protestantisch’… Wogegen wird denn Einspruch erhoben… Welchen Sinn hat es noch, daß etwa im Westlichen Europa zwei Riesenkirchen nebeneinander (und gelegentlich gegeneinander) bestehn… Wird dies beibehalten, damit es mehr Bischöfe gibt… und mehr Amtsträger, die an ihren Sesseln kleben… oder damit die alten theologischen Streitigkeiten, an der ‚unmündigen‘ Gemeinde vorbei (die all die Dissensus eh net gneißt… und es nach Möglichkeit auch net soll), ewig fortgeführt werden können… = Wie ich dies als akademisch rigoros zurechtgebogener Theologus seh: Es gibt acht stark streitträchtige Differenzen zwischen Römisch~Katholisch und Protestantisch; ich zähl sie jetzt nur commentarfrei auf. Petrusamt, Sacramentelehre, Mahlfeierinhalt, Traditionsquelle, Rechtfertigungsdogma, Amtsverständnis, Heiligenverehrung, Eschatologie. Weiters sind da noch einige Divergenzen weniger abstract~theologischen Charakters, wie die innenarchitektonisch~künstlerische Gestaltung der GOTTEShäuser, die Liturgischen Gewänder der Geistlichen sowie auch manch anderes, Gewohnheitsmäßiges. Im kommenden Herbst mögen wir über den einen oder anderen Dissensus gemeinsam nachdenken. = Für heut schließ ich mit einem (nichtmathematischen) ‚Dreisatz‘: einem Collegen=Sager, einem Anekdoterl und meiner eigenen Hoffnungssentenz; wobei ich betonier, daß ich den ersten beiden Ansichten nur bedingt zustimm. Pro primo. Herr Professor Hermann Lins, mein einstiger Docent für Praktische Theologie, hat in einer Vorlesung gesagt: „Alle Unterschiede zwischen Katholisch und Protestantisch sind zu glätten oder zu überbrücken – außer einem: Was uns wirklich trennt, das ist das Petrusamt“. Pro secundo. Mein Vater, selbst ein aufrechter Calvinist, war mit einem hochgelehrten Calvinisch~Reformierten Bischof befreundet, beide Herren haben mit Vornamen Carl geheißen. Da sagt mein Vater ~ als Protestant! ~ : „Lieber Carl, KIRCHE gibt’s nur eine: die Katholische… alle andern sind nur Kittvereine“ (dies Wort, citiert aus Franz Molnár’s bekanntem Buch: Die Jungen von der Paulstraße, steht für ein nur mäßig bedeutendes, jedoch wichtigmacherisches Institut). Hierauf der Bischof ~ auch als Protestant! ~ : „Weißt, lieber Carl… dies hab ich ganz und gar net gern gehört… aber irgendwo hast recht“. Et pro tertio… ich denk dies: Wenn wir nicht damit in die Kirche gehn, was uns trennt, sondern damit, was uns verbindet, nämlich daß wir die Reben sind am Weinstock IESUS CHRISTUS… Wenn wir jeder christlich~glaubenden Seele vertrauensvoll selbst überlassen, auf welche Art der Frömmigkeit = die eh nur sie selbst kennt = sie VATER, SOHN UND HEILIGEN GEIST ehrt… Wenn wir die abstract~theologischen Streitgespräche den Professoren und Akademischen Facultäten zu ihrer Freude überlassen…  d a n n  können wir wieder zur ganzheitlichen, in diesem Sinn katholischen, friedlichen, geschwisterlichen Weltchristenheit werden.

CHRISTUS SPRICHT:

EGO SUM VITIS, VOS PALMITES. QUI MANET IN ME ET EGO IN EO,

HIC FERT FRUCTUM MULTUM, QUIA SINE ME NIHIL POTESTIS FACERE.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm,

der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. (Joh 15, 5).

GESEGNETEN SOMMER!

Amen