Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Oktober 2017

 

SCHRIFT~Lectio Matthäus 24, 14=30

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

In wenigen Tagen gibt es in Österreich = im Nachbarstaat Deutschland
ebenso = eine neue Bundesregierung. In der Wiener Hofburg hat der
Herr Bundespräsident dem Obmann der siegreichen politischen Partei
den Auftrag zur Kabinettsbildung erteilt… ~ Liebe Freunde, die Thesis
ist möglicherweis nicht federleicht nachvollziehbar, aber ich denk, daß
letztlich und höchstverbindlich jeder Auftrag vom ALLMÄCHTIGEN kommt.
Da fällt mir das alte Sprichwort ein: Wem GOTT ein Amt gibt, dem gibt
ER auch den nötigen Verstand dazu. Wir mögen jetzt rufen, daß uns die
tägliche Erfahrung etwas Gegenteiliges erkennen läßt. Denker und
Künstler haben sich auch oft lustig gemacht über jenen Sager. Hegel
schreibt vor knapp zweihundert Jahren, der Satz sei „ein alter Scherz,
den man wohl in unsern Zeiten gar nicht für Ernst wird behaupten
wollen“. Und Erich Kästner stellt das Sprichwort gar auf den Kopf:
„Wem GOTT ein Amt gibt, dem raubt er den Verstand“. Was ist nun
zutreffend… Eine der schwierigsten Stellen des NEUEN TESTAMENTS
ist das Gleichnis unsres HERRN von den anvertrauten Talenten. Die
Parabel ist beim ersten… und auch beim zweiten Lesen schon difficil
genug, denn sie wird leicht mißverstanden oder gar als ‚Begründung‘
für die zweifellos existierende pecuniäre Ungerechtigkeit mißbraucht.
Auch der Matthäus-Effekt ist nach dieser Geschichte im gleichnamigen
Evangelium benannt: das Göld geht dorthin, wo schon welches ist.
Doch solche Fehldeutungen sind mit theologischer Einsicht gach
aufzulösen. Die wirkliche Schwere im Gleichnis wird dem Leser erst
bewußt, wenn er es kritisch auslegt und dabei praxisnah weiterdenkt,
wir werden’s nächstes Monat sehn. = Diesmal mögen wir uns die
Scheinschwierigkeit anschaun. Diese besteht aus zwei Momenten,
die arg ungerecht anmuten. Erstens: der Geschäftsherr in der Parabel
gibt dem ersten Diener fünf Talente, dem zweiten zwei und dem dritten
nur eines. Warum verteilt er denn nicht gleichmäßig… Diese causa ist
leicht aufzulösen. Das Wort talentum ist zweideutig. Einerseits bedeutet
es eine Wertmaßeinheit und deren Kaufkraft. Ein talentum war circa
vierzig Kilo Silber und vor zweitausend Jahren der Kaufpreis eines
voll aufgerüsteten Segelschiffs. Also: recht viel Göld. Anderseits:
talentum heißt bildlich gesprochen: Begabung, Geistesgabe des
HERRN. Und die Gaben verteilt der ALLMÄCHTIGE nun mal nicht nach
einem faden Gleichmachereiprincip, sondern jedem demgemäß,
welche Aufgabe der HERR ihm in diesem irdischen Sein zugedacht
hat. Wie mein Wiener College Heinrich Kräuter schreibt: „Die
unterschiedliche Verteilung der Gaben ist nicht ungerecht. GOTT
verlangt nicht von jedem dasselbe“. Und der Apostel Paulus lehrt:
„Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen GEIST. Es
gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen HERRN“ (I.Cor 12, 4f).
Zweitens: der dritte Diener hat mit dem anvertrauten Schatz nicht
gewirtschaftet, er hat ihn in den Erdboden geschaufelt und gibt ihn nun
seinem Principial vollständig zurück. Die ersten beiden Beauftragten,
die das überlassene Vermögen gemehrt haben, werden sehr großzügig
belohnt. Doch der dritte wird hart bestraft. Ist denn das gerecht… Er
war nur redlich und correct, er hat das fremde Eigentum gehütet und
dann vollständig abgeliefert; dafür wird er aber nicht belohnt, vielmehr
streng verurteilt. Auch das ist leicht zu begreifen. Der HERR verleiht
uns Seine Gaben nebst dem Auftrag, mit selbigen zu arbeiten und sie
fruchten zu lassen. Die Talente zu verstecken und, statt diese zur
Ehre GOTTES und zum Wohl des Menschen zu verwenden, in einem
faulen Mitläufertum zu versinken ist eine Sünde, die Strafe verdient.
= Manchen Menschen ist es gegeben, politische Carrière zu belaufen,
Minister oder gar Kanzler zu werden. Nun fragen wir kritisch: besteht
denn die Gabe dieser Leute wirklich aus Fachcompetenz… Im deutschen
Nachbarstaat gibt es eine Dame, die erst Familienministerin, dann
Arbeitsministerin war… und nun ist sie (soll ich schreiben: O Schreck,
verloß mi’…) Verteidigungsministerin. Ob sie all diese Competenzen
besitzt, mag ich net beurteilen. Ich denk eher, daß es auch eine Gabe
des HERRN ist, daß ein politisch ambitionierter junger Mensch einen
mächtigen Förderer auf sich aufmerksam macht, der dann seinen
Schützling hochprotegiert. Ich bin mir aber sicher, daß all diese
Carrièrefreudigen außer jenem Geschenk noch einige, kleinere oder
größere Begabungen haben. Daher reg ich im Sinn unsres Gleichnisses
an, daß alle politisch Arrivierten dem HERRN danken für die erreichte
Position und ihre anvertrauten Talente dafür einsetzen, wofür GOTT
sie ihnen überlassen hat: zur Besserstellung der Nation, welche zu
lenken sie gerufen worden sind. Dies schreib ich in die Stammbücher
aller Mitglieder der künftigen Wiener Bundesregierung.

CHRISTUS spricht: A FRUCTIBUS EORUM COGNOSCETIS EOS
SIC OMNIS ARBOR BONA FRUCTUS BONOS FACIT.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen…
denn jeder gute Baum bringt gute Früchte. (Matth 7, 16f)

Amen