Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Mai 2019

SCHRIFT~Lectio  Matthäus 10, 34-36

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

Wie im März angekündigt, setzen wir jetzt das sehr schwierige Thema des

interconfessionellen Friedens fort. Doch vorher erlaub ich mir dreist, zu zwei

actuellen politischen Themata kurz Stellung zu nehmen… und lass es drauf

ankommen, daß ich darob gerügt werde. = Nebenbei: an der quaestio „darf,

soll, muß die Kirche politisch sein“ wird seit Jahrzehnten umhergekaut; im

allgemeinen wird die Frage bejahend beantwortet, doch wenn ein Geistlicher

sich tatsächlich zu Belangen der Staatslenkung äußert, dann kommt meist

die Kritik mit angehobenen Augenbrauen: ‚Was hat denn das mit Christentum

zu tun…‘ Sehr viel, wie ich denk. Simon Hehli faßt dies knapp zusammen:

„Schon IESUS und Seine Jünger begehrten auf gegen die Mächtigen ihrer Zeit,

sie agierten also auch politisch“. Dies mögen wir ein andermal vertiefen;

kommen wir jetzt zu den zwei konkreten Sachen. Erstens. Am 8. Mai ist auf

dem Heldenplatz zu Wien das Fest der Freude hochofficiell celebriert worden,

berechtigterweis zum Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs.

Vierundsiebzig Jahre FRIEDEN! Eine so lange Friedensperiode hatte es in

Österreich nie zuvor gegeben. Es sind gute Vorträge gehalten worden, auch

vom Herrn Bundespräsidenten. Doch eines hat gefehlt. All der ‚einfachen‘

Soldaten ist mit keiner Silbe gedacht worden, die ihr Leben eingesetzt und

ihre Gliedmaßen hingehalten hatten, in speciali derjenigen Cameraden auf

welcher Seite auch immer, die gewiß keine Freude daran gehabt hatten, von

megalomanen Staatsmännern, seelenlosen Kriegsgewinnlern, ruhmsüchtigen

Commandanten todesstrafenbewehrt ins gegnerische Feuer getrieben zu

werden. Ein ehrenvolles Salutieren sei hier nachgeholt. Zweitens. Die Ibiza-

causa ist in aller Munde… und ich bin empört. Aber nicht darob, weswegen

es fast alle – vorgeblich – sind. „Power tends to corrupt“, schreibt Lord Acton

anno 1887 = und er hat recht. Geschoben und gepackelt wird auf den hohen

Chefetagen immer… in den ‚antiken‘ griechischen Poleis war ’s ned anders.

Auch wenn dies ketzerisch klingt: in  d i e s e m  System [es gibt, wohl eher

in der rosigen Theorie, auch bessere, aber wir haben nun mal dieses; ich halt

es für ekelhaft und vom Christentum weit entfernt, aber das tut nix zur Sache]

m u ß  es eine enge Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft geben, sonst

bleibt der Mechanismus stehn – denn Staatslenkung und Geldgeschäftswesen sind

voneinander abhängig. Nun gewiß: Jemand, der so teppert ist, angetschechert

und auch noch auf völlig fremdem Terrain in ein simples Bauern-Legerl zu tappen,

der ist ein Anfänger und gehört nicht in die Staatsregierung. Sei’s drum, schmafú.

Entsetzlich ist vielmehr folgendes. Die Massencommunicationsmedien haben so

viel Macht und eine so starke Stimme, daß sie mittels Schmutzkübl-Actionen

Regierungen aushebeln und einen ganzen Staat in einen Riesen-Pallawatsch

steuern können. Gar mit Fleiß und Schadenfreude, wenn, uti figura docet,

einigen größenwahnsinnigen Chefredacteuren danach ist. ‚Meuchlings‘ erstellte

Bild- und Tonaufnahmen sind selbst vor Gericht nur sehr bedingt zulässig

als Beweismittel = aus der Überlegung heraus, daß niemand im privaten

Kämmerlein, möglicherweis angetrunken oder emotionsbeladen, frei reden

könnte, wenn es statthaft wär, heimliche Mitschnitte hinterher gegen ihn

zu benützen. Aber Zeitungsleute und Nachrichtenredacteure ignorieren dies

Princip und verbiegen die Pressefreiheit zu Skandalschinderei, wobei gewiß

auch sehr viel Göld fließt. Ich bin der Ansicht, daß auch die ‚Presse‘ die

Rechtsstaatlichkeit und die Souveränität der Einzelperson zu achten hat. ~

Und jetzt werden wir wieder brav theologisch. Ich hab diese Gedanken mit

dem Begriff des Friedens angefangen und mag sie für heut auch damit

schließen. Die relatio ‚Katholisch = Protestantisch‘ hat leider schon immer

schlimm ausgeschaut. Seltsamerweis wird der Augsburger Religionsfrieden

von 1555 [solch leichte Jahreszahlen mag jeder] in der Geschichte als

Riesenfortschritt gefeiert… für mich ist das einer der übelsten Beschlüsse

der Kirchenhistorie. ‚Cuius regio eius religio’… das heißt, der Landesherr

hatte die Glaubensrichtung seiner Untertanen bestimmt. Wollte sich jemand

nicht danach richten, mußte er den Staat mitsamt Familie und Habseligkeiten

verlassen. Dies wurde das ‚ius emigrandi‘ genannt, hämischerweis, denn es

war in Wirklichkeit kein Auswanderungsrecht des Einzelnen, vielmehr das

Ausweisungsrecht seitens des Fürsten. Ich bin mit Familien verschwägert,

deren Vorfahrn, die protestantisch bleiben wollten, ihre Heimat zwangsweis

verlassen hatten, traurig und unter pecuniären Einbußen, um in der Ferne

neu anzufangen… so einfach ist dies nicht, wie einige das denken mögen.

Und = die Glaubensrichtung ist keine Sache, die man auf Commando leichten

Herzens wechselt. = Vor nicht allzu langer Zeit war ich in Aachen bei einem

Oekumenischen GOTTESdienst. Der katholische Geistliche, ein älterer College,

hat ihn denn so angefangen: „Mein Bischof hat angeordnet, daß wir heute

mit den Protestanten zusammen celebrieren. Ich mach das sehr ungern, aber

um des Friedens willen füg ich mich“. Wir schaun… zum Frieden zwischen den

Christlichen Glaubensrichtungen ist es noch ein langer, steiniger Weg. Aber =

zumindest war der College freimütig. ~ Hier setzen wir dieses Thema fort im

Juli; und davor, nächstes Monat, feiern wir PFINGSTEN.

 

 

CHRISTUS spricht: BEATI PACIFICI QUONIAM FILII DEI VOCABUNTUR [Mt 5, 9]

Selig die Friedensmacher, denn GOTTES Kinder werden sie genannt werden.

 

 

GESEGNETEN SOMMER!

 

Amen.