Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
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September 2015
SCHRIFT-Lectio: Matthäus 25, 31-40
Liebe Schwestern und Brüder!
+ PAX VOBISCUM +
Am Anfang des Gleichnisses vom Allgemeinen Weltgericht – genannt auch die
Endzeitrede (Matth 25, 31-46) – , wo IESUS CHRISTUS als Weltenrichter zum
Jüngsten Gericht erscheint, spricht unser HERR von den guten Taten (vv. 34-36)
im humanitären Bereich. Der Theologe nennt diesen kurzen Katalog ‚Die Werke
der Barmherzigkeit‘. (Anmerkung zum Verständnis: Dieses SCHRIFT-Wort ist
auch bekannt unter dem Begriff ‚Die sieben Werke der Barmherzigkeit‘, obschon
unser HEILAND sechs nennt. Das siebte Werk, ‚Tote begraben‘, hat erst der
Kirchenvater und Apologet Lactantius circa dreihundert Jahre später hinzugefügt,
in Anlehnung an das Buch Tobias ~ nur in der röm.-kath. SCHRIFT-Ausgabe
enthalten ~ Kap. 1, 17-19, um auf die christlich-kultische Zahl sieben zu
kommen; denkt etwa an die sieben Tage der Weltschöpfung oder an die sieben
Schmerzen der Heiligen Jungfrau Maria.)
Unser HERR gibt uns Christen für den Alltag, je nach Bedarf, diese Gebote auf:
Hungernde speisen
Dürstende tränken
Fremde beherbergen
Nackte bekleiden
Kranke pflegen
Gefangene besuchen
JESUS CHRISTUS thematisiert hier diese sechs Forderungen nicht in einer
verwaschenen Allgemeinheit, die alles oder nichts heißen kann, sondern ganz
p e r s ö n l i c h, vom ICH zu Euch Gesegneten: „i c h bin hungrig gewesen,
und i h r habt m i r zu essen gegeben“. Die erwartete Hilfeleistung soll keine
übermenschliche Weltverbesserei, keine Verwandlung der festgefahrenen
Strukturen sein, denn unsre einzelne Kraft reicht dafür nicht aus, daß wir Hunger,
Armut und Krieg oder gar sämtliche Krankheiten aus der Welt schaffen. Verlangt
wird, gewiß innerhalb der vorherrschenden Verhältnisse im Großen, der schlichte
Beistand von Mensch zu Mensch, eine kleine private Hilfe, die wohl jeder leisten kann.
Angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingswellen, die einer Völkerwanderung
gleichkommen, sind diese Gebote unsres HERRN besonders aktuell, hierzu
brauch ich nichts weiteres zu sagen, denn jeder möge sehn, was er ad personam
bewirken kann. Sicherlich gibt es dabei die ‚dunkle Seite‘, wie bei nahezu allen
menschengemachten Sachen. Wir wissen, daß der christliche Hilfswillen von
vielen ausgenützt wird. Die Zuständigen reden öffentlich von circa fünfzig bis
achtzig Prozent Wirtschaftsflüchtlingen, die, aus sicheren Staaten kommend,
Österreich als ‚Durchhaus‘ benützen und ins ‚Gelobte Land‘ gelangen wollen,
wo sie auf Kosten der Gesellschaft gespeist, getränkt, gekleidet, gepflegt werden.
Nun gewiß… der Mensch strebt nach der eigenen Besserstellung, dies ist durchaus
nachvollziehbar… und – der Mensch ist frei, er mag also hingehn, wohin er will.
(Über den recht schwierigen Begriff der ‚Freiheit‘ denken wir das nächstemal nach.)
Folglich ist eine Auswahl begründet und sinnvoll. W i r müssen sehn, w e m wir
helfen. Dies ergibt sich schon aus der p e r s ö n l i c h e n Formulierung unsres
HERRN. CHRISTUS selbst gibt bestimmten Menschen den Vorzug: „Was ihr
irgendeinem von meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan“
(Matth 25, 40); und SEINE B r ü d e r sind wir, die Jünger, die Christen.
Wichtig ist dabei dies: Der Beistand möge erfolgen nicht in Erwartung der Belohnung,
vielmehr in der misericordia, der identificatio mit den Notleidenden – denn jedem
von uns kann es mal schlecht gehn.
Wir, bekennenden Christlichen Ritter und Damen sind hier im besonderen Maß gefordert.
Amen.
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