Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
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September 2016
SCHRIFT=Lectio 1. Johannesbrief 4, Verse 12-16.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich bin immer mehr umgeben von Atheisten. Ich mein jetzt nicht die
Agnostiker, die (klugerweis, wie sie denken) alle Möglichkeiten offen
lassen, sondern diejenigen, die die Existenz des HERRN lauthals abstreiten.
Ob sie dies aus Überzeugung tun oder deswegen, weil es ‚modern‘ ist,
lassen wir heut dahingestellt, wir denken ein andermal hierüber nach.
Eine statistische Aussage zwischendurch. Kürzlich hab ich gelesen, daß
es im zu meiner Kindheit noch erzkatholischen Österreich gegenwärtig
nur mehr 42% bekennende Katholiken gibt, mit sinkender Tendenz.
Die Leugner fangen oftmals einen Streit mit mir, dem Diener des HERRN
und dem Jünger der Theologie an, werden unhöflich und aggressiv, reden
von „längst obsoleten Märchen und Legenden“. Ich hätt sehr gern die
KRAFT, diese Menschen an IESUS CHRISTUS heranzuführen… aber da
ich sie leider nicht hab, will ich nur erwarten, daß sie meine christliche
Einstellung respectieren, so wie ich ihren Unglauben als = zunächst =
gegeben verbuch. Diese coexistentia in PACE, die auf viele Bereiche dieses
irdischen Seins übertragbar ist und auch sein mög, besagt sicherlich nicht,
daß wir einander verstehn, sondern daß wir einander acceptieren.
Atheisten, Agnostiker, Skeptiker hat es schon immer gegeben. In einem
gewissen Sinn haben sie die disciplinae academicae vorangetrieben, denn
sie haben Geist, Denkkraft und Schreibkunst ihrer Gegner bewegt. Dies
ist einer der Gründe dafür, daß GOTTESbeweise entstanden und formuliert
worden sind. Christlich=gläubige Gelehrte haben versucht, mit Argumenten an
die Vernunft wie mit Werkzeugen der Logik den Nichtglaubenden gegenüber
die Existenz des HERRN zu beweisen. {Nebenbei: es ist uns allen bewußt,
daß der Begriff ‚Gottesbeweis‘ unpräcis ist, denn kein Gelehrter kann je das
SEIN GOTTES schlüssig und definitiv beweisen = ebensowenig, wie kein
Gelehrter dies jemals widerlegen kann. Letzteres ist auch oft versucht
worden, denken wir nur an Ludwig Feuerbach.} In Zeiten der kritischen
Reflexion über althergebrachte Geistesinhalte hatten Gottesbeweise gewiß
Hochconiunctur, als Gegenströmung zum In-Frage-Stellen. Die ausgehende
époque moderne antérieure in Frankreich mit Des Cartes und Voltaire oder die
deutsche ‚Aufklärung‘ (Ihr lest es richtig heraus: ich bin etwas auf Distance zu
diesem Begriff) mit Gellert und Lessing haben auch die Christlichen Philosophen
alten Schlags auf den Plan gerufen. Gleichwohl sind die Anfänge viel früher; die
Akademische Geisteskunde blickt bislang auf tausend Jahr‘ Geschichte der
GOTTESbeweise zurück, von Anselmus v. Canterbury (1033-1109) bis zu
meinem leider früh heimgegangenen humorvollen Collegen Reinhard Löw
(1949-1994). = Der wohl erste als akademisch einzustufende Gottesbeweis
ist von jemand, der das Christentum noch nicht kennen konnte: Marcus
Tullius Cicero (106-43 vor CHR.): das argumentum ex consensu gentium,
auf das sich zahllose Gelehrte berufen haben und sich auch heute berufen.
Es ist die gemeinsame Gotteserfahrung aller Völker. Wenn Ritter Cicero und
ich dies gemeinsam so formulieren dürfen: Es gibt keine Nation und wohl auch
keine denkfähige Person, die, offen oder im Unterbewußten, keine Allerhöchste
Wesenheit, keine schöpfende und lenkende Göttliche Kraft voraussetzt.
In den kommenden Monaten werden wir über einige berühmte Beweise
nachdenken, mit etwas Fröhlichkeit, soweit der Gegenstand diese erlaubt.
Für heute schließen wir mit dem Geistesinhalt, gestützt durch das folgende
HERRENWORT, daß wir besser dran sind, wenn wir glauben. Mit demselben
christlichen postulatum beginnen wir unsre Gedanken im October.
CHRISTUS spricht (Matth 10, 32):
OMNIS ERGO QUI CONFITEBITUR ME CORAM HOMINIBUS
CONFITEBOR ET EGO EUM CORAM PATRE MEO QUI EST IN COELIS.
WER NUN MICH BEKENNET VOR DEN MENSCHEN,
DEN WERD ICH BEKENNEN VOR MEINEM HIMMLISCHEN VATER.
Gesegnete Herbstzeit im HERRN!
Amen.