Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Jänner 2017
SCHRIFT~Lectio Römerbrief 13, 1 bis 7
Liebe Schwestern und Brüder!
Mögen wir nun gemeinsam vertiefen, was wir im Dezember MMXVI. kurz
eingeleitet haben: ‚CHRISTENTUM und…‘, in speciali CHRISTENTUM und
Politik, CHRISTENTUM und Wirtschaft, CHRISTENTUM und Gesellschaft.
Fangen wir mit einer Bestandsaufnahme an… die wohl eher entmutigend
ausschaut. In der ‚occidental‘ geprägten Welt, also im westlichen Europa
und in Nordamerika, leben die Menschen (die frische Wortschöpfung sei
mir wieder einmal gegönnt:) im System des Imperialökonomismus, und
dies, wie ich mutmaß, in einer nie zuvor dagewesenen Dimension. Denn
erstens: Politik und Wirtschaft, Staatslenkung und Gewinnmaximierung
sind so eng verflochten, daß selbst jemand (wie ich… möglicherweis…),
der sogenannten ‚Weltpolitischen Verschwörungstheorien‘ nicht abhold
ist, keine Vorstellung von den wirklichen Ausmaßen hat. Und zweitens:
In der ‚Großen Innenpolitik‘ geht es fast nur noch um ein Geld; die
Staatslenker reden von Steuern und Abgaben, von Mindestlohn und
Mindestsicherung, von Registriercassapflicht und Verschuldung. = Grad
vor wenigen Tagen ist im berühmten Forbes Magazine ein Artikel
erschienen; er benennt die acht reichsten Männer der Welt (es ist nur
e i n Europäer darunter) und merkt an, daß die Habe dieser Acht
Riesen (der ‚Ärmste‘ unter ihnen besitzt vierzig Milliarden U.S. Dollar)
zusammengerechnet größer ist als das gesamte Vermögen der Hälfte
der Erdbevölkerung. Eine enorm schiefe Relation! Der britische
Gesellschaftskritiker Max Lawson commentiert dies sinngemäß so:
Es mangelt an gerechter Teilungsbereitschaft… und weiters: die
Politiker lassen sich von den Wirtschaftskapitänen nach Strich und
Faden herumcommandieren. Lawson concludiert: „Milliardäre zahlen
weniger Steuern als ihre Putzhilfe“. So weit die sehr kurze und sicherlich
sehr grob gestraffte, gleichwohl niederschlagende Bestandsaufnahme.
Nun werden wir theologisch. Es gibt einen uralten Gelehrten=Streit um
die sogenannte Lehre von den Zwei Regimenten (oder den Zwei Reichen,
wie sie oft bezeichnet wird). Bereits der Heilige Bischof und Kirchenvater
Augustinus von Hippo (354=430) hat sich eingehend mit der Materie
befaßt. Er unterscheidet zwischen civitas DEI und civitas terrena,
GOTTESstaat und Erdenstaat, die zueinander im Dauergegensatz stehn,
zumal der menschliche Erdenstaat teils unter der vom HERRN kreierten
Ordnung steht, teils vom Widersacher, vom Bösen beherrscht wird.
Augustinus dociert über „Ursprung, Entwicklung und verdienten Ausgang
der beiden Staaten, die […] in dieser Welt verschlungen ineinander und
unter sich vermischt sind“ (De Civitate DEI X.32./Schlußsatz). = Martin
Luther greift genau 1100 Jahr‘ später diesen Gedanken auf und gestaltet
ihn um: In GOTTES Reich zur Rechten herrscht CHRISTUS durch SEIN
Wort und Sacramentum ~ und in GOTTES Reich zur Linken regiert die
menschliche Obrigkeit mittels Gesetze und Strafdrohung (oder, wie
der Jurist sie nennt: Rechtsfolgeanordnung). = Diese doctrina wird
aber, insonderheit in der Moderne, heftig gerügt. Viele Theologen sehn
in ihr quasi den Freibrief für Untertanenmentalität (‚die Obrigkeit darf
alles‘), für apolitisches Christentum wie auch christentumstade Politik
oder gar für die Capitulation vor der willkürlichen Eigengesetzlichkeit
und dem selbstbevorteilenden System von Politik und Wirtschaft.
Karl Barth fordert, zu Recht, wie ich denk, ein Christsein in allen
Lebensbereichen, inclusive Politik und Wirtschaft: „keine zwei Reiche
[…] — so kann das tätige Bedenken seiner doppelten Bestimmung als
Christ und als Mensch auch des Menschen tun nicht aufspalten in zwei
getrennte, unter verschiedenen Gesetzen stehende Sphären: weil er
ja eben dazu als Mensch da sein soll, um Christ sein zu können“.
(Barth, KD III,4, §55 / 593.) Ich weiß… das ist schwer zu verwirklichen
und noch schwerer, wirksam zur Nachahmung vorzuleben… aber haben
wir die Courage! Seien wir Christen, in allen Bereichen dieses Daseins!
CHRISTUS spricht: IN HOC COGNOSCENT OMNES QUIA MEI
DISCIPULI ESTIS SI DILECTIONEM HABUERITIS AD INVICEM
Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger
seid, so ihr Liebe untereinander habt (Joh 13, 35).
GESEGNETES JAHR MMXVII!
Amen.