Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Februar 2018
SCHRIFT~Lectio Sprüche 15, 13=15.
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Wir sind im fröhlichen, glänzenden, farbenprächtigen Carnevalsmonat; also mögen
wir heut weniger ‚vorlesunghaft‘ sein; schaun wir uns lieber kurz und heiter die
Brauchtumsgeschichte an. Wie wir wissen, ist der Carneval ein Teil des Kirchenjahrs.
Fasten ist Vorbereitung auf Ostern, Fasching ist Ausgelassenheit vor der Fastenzeit.
Gleichwohl bin ich oftmals Carnevalskünstlern und Fastnachtsvorträgern begegnet,
die nur entfernt geahnt haben, wie die Dauer der Feiersession jährlich berechnet wird.
Nun, über den Anfang kann man streiten, maßen die Narretei das ganze Jahr über
statthaft ist, ausgenommen die vierzigtägige Fastenzeit in Anlehnung an Matthäus 4,2.
[Arithmetisch ist es zwar eine Spanne von sechsundvierzig Tagen von Aschermittwoch
bis inclusive Karsamstag, aber die sechs Sonntage von Invocavit bis Palmarum sind
culanterweis vom ieiunium befreit worden.] Die fröhlichen Venezianer haben demach
jahrhundertelang sechs Monate pro anno ihren carnevale begangen, meist in Form von
opulenten Maskenbällen hinter verschlossenen Pforten und Spaletten in den vornehmen
privaten palazzi, wobei auch die eheliche Treue recht locker gehandhabt wurde, gar mit
concludenter Duldung der Zuständigen. [‚Tempi felici‘ zu rufen ist in einem spirituellen
Denkinstitut wohl net statthaft.] Der öffentliche carnevale wurde zwar am Stephanitag
begonnen… aber das war eher zur Befriedigung der Schaulustigen gedacht. Im deutschen
Sprachraum fängt die Fünfte Jahreszeit vielerorts am Tag Sancti Martini, den ölften ölften
- Das hat seinen Grund wie Ursprung im Rheinland. Bad Aachen und Köln, ab 1794 durch
die Franzosen besetzt gewesen, sind 1815 infolge des Wiener Congresses dem ungeliebten
Königreich Preußen zugeschlagen worden. Da haben die freiheitsliebenden, dem borussisch
piefkinesischen Militarismus abholden Westrheinländer Carnevalscomitees und närrisch
militärische Corpsgesellschaften gegründet = die erste ist in Köln seit 1823 nachweislich =,
sind zur Fastnachtzeit in den Uniformen der verachteten (wie dies empfunden wurde:)
‚fremden Besatzungsmacht‘ paradiert und haben die von den Franzosen gelernte dreifache
Losung aufgegriffen: liberté, égalité, fraternité. Da die Anfangsbuchstaben zusammengelesen
das sinnleere ‚LEF‘ ergaben, hat man égalité vorangestellt und das Akronyma ‚ELF‘ gebildet,
als Geheimcode und Protestzeichen. Der Weg war frei zum Carnevalsbeginn… am 11.11. =
Nicht streiten kann man über den Abschlußtag; dieser soll stets der Dienstag vor Beginn der
Fastenzeit sein, also vor dem Aschermittwoch, welcher der sechsundvierzigste Tag vor dem
Osterfest ist. An welchem Datum wir die AUFERSTEHUNG unsres HERRN IESUS CHRISTUS
celebrieren, ist nach knapp dreihundert Jahren Streiterei auf dem Concilium Nicaenum anno
325 verbindlich beschlossen worden: Ostern ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond,
der auf den 21. März folgt. Dieses präcise Märzdatum rührt daher, daß zur Zeit des Conciliums
angenommen wurde, daß das Frühlings=aequinoctium, die Tagundnachtgleiche, alle Jahre ewig
am 21. dieses Monats eintreffe; inzwischen wissen wir, daß es da eine continuierliche kleine
Verschiebung gibt. Doch beschlossen ist beschlossen… und demnach kann der Ostersonntag
frühestens am 22. März, spätestens am 25. April sein, so will es die Heilige Traditio. Das
weitere ist Anfängermathematik: Veilchendienstag, das ist Carnevalskehraus, ist frühestens
am 3. Feber und spätestens am 9. März. Wem dies zu verwickelt ist, der benütz die Löwe’sche
Brücke: Pfingsten {Verdeutschung von Pentekosté, griechisch: die fünfzigste} ist fünfzig Tage
nach und der Faschingssonntag Estomihi ist fünfzig Tage vor Ostern, Start= und Zielsonntag
jeweils mitgezählt… ganz simpl. = Es ist für Fastnachtskünstler gewiß beschwerlich, daß die
Feiersession mal kurz, mal lang ist… jedes Jahr diese Umstellung… Ein Urgestein des Carnevals
hat mich vor einigen Jahren am Rockzipfl festgehalten…. „Sag amol, Löwe… warum hat der
Abschluß der Fünften Jahreszeit eine temporäre Schwankung von fünf Wochen… das ist doch
sakrisch viel Differenz…“ Ich hab den Cameraden aufgeklärt: Abhängigkeit vom Osterdatum,
Beschluß des Conciliums zu Nicaea anno 325. „Jaa, gut“, so der Künstler, „… aaaber sag
amol, Löwe… kann man hinsichtlich des Osterdatums nicht umbeschließen… immer der
dritte Sonntag im April, das wärn nur sechs Tag‘ Schwankung.“ Ich hab die Heilige Mater
Ecclesia verteidigt: Tradition ist Tradition. Aber der Fastnachtsvorträger hat net locker
gelassen: „Du bist doch a Geistlicher… mit irgend so einem eindrucksvollen Amt… kannst
net im Kirchenstaat Deinen Einfluß geltend machen, damit die Herren Praelaten gscheit
umbeschließen… man red’t doch so oft über ‚Modernisierung der Kirche’… und für
uns Carnevalisten wär das eine wesentliche Erleichterung“. Bis dato hab ich Seiner
Heiligkeit dem Papst in dieser bewegenden causa noch nicht geschrieben. =
Liebe Freunde, ich bin in summa doch a bissl vorlesunghaft geworden… Und so das der
ALLMÄCHTIGE erlaubt, setzen wir dies Thema fort im Feber 2019. Bis dahin vü Freid!
CHRISTUS spricht:
GAUDETE ET EXULTATE QUONIAM MERCES VESTRA COPIOSA EST IN COELIS
Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. [Matth 5,12.]
Ich erbitt von unserm HERRN, daß wir auch nach Carneval fröhlich bleiben können.
Amen.
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