Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Juni 2018
SCHRIFT~Lectio Matthaeus 5, 17 bis 19.
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Das heurige Jahr MMXVIII ist ein selten vielfältiges Gedächtnisjahr, insonderheit
was die Historie Österreichs angeht. Viele Culturkoryphäen reden gar von einem
‚Jubiläumsjahr‘; ich tu dies bewußt nicht, zumal so manche Ereignisse, deren
anniversaria wir begehn, gewiß keinen Grund zum Jubeln liefern; auch die Tatsache,
daß jemand vor einem Jahrhundert verstorben ist, gibt keinen Anlaß zum Frohlocken.
Die Liste ist gleichwohl beeindruckend und zeugt von der eminenten austriakischen
Culturhistorie. Ich notier kurz, was mir einfällt. 650 Jahr‘ Hofbibliothek respective
Nationalbibliothek. Vor 270 Jahr‘: Aachener Frieden, Beendigung des Österreichischen
Erbfolgekriegs. Vor 250 Jahr‘ wurde der Gute Kaiser Franz geboren, Begründer des
Kaisertums Österreich. Net zu vergessen: die Wiener Märzrevolution vor 170 Jahr‘,
Kanzler Metternich, ganz Rheinischer Carnevalist, flieht in Damenkleidung, Kaiser
Ferdinand legt die Krone zurück, Franz Joseph besteigt den Thron. Vor 200 Jahr‘
wurde Karl Marx geboren, dessen Gedanken die Welt immer noch bewegen. 1898,
das besonders ereignisreiche Jahr vor 120 Lenzen: Kaiserin Elisabeth wird ermordet,
Kaiser Franz Joseph I. begeht sein fünfzigjähriges Thronjubiläum und die Stadt Wien
wird um sehr viele Baukunstwerke reicher wie schöner = Inbetriebnahme der Stadtbahn,
Eröffnung der Volksoper, Fertigstellung der Löwenbrücke… Schließlich 1918, genau ein
centennarium her: Fünf große Wiener Künstler beschließen ihre irdischen Leben: Gustav
Klimt, Koloman Moser, Otto Wagner, Egon Schiele, Alexander Girardi (dieser hätt gewiß
auch eine Sonderausstellung verdient); meine Mutter und Kurt Waldheim werden geboren…
und dazwischen, als Kaisertreuer schreib ich’s net gern, wird die Republik proclamiert.
{Zu Professor Otto Wagner und der Löwenbrücke fallen mir zwei lustige Bagatellen ein.
Auf dem Plakat zur diesem fruchtbaren Baukünstler gewidmeten Sonderausstellung im
Wien Museum prangen grad die zwei eleganten Löberl, die die bewußte Bruckn bewachen…
nun, die Brücke selbst ist von Wagner, aber die Löwen sind’s net, sie sind Geschöpfe von
Rudolf Ritt. v. Weyr. Und zweitens: Die riesigen Steinsockln unter den stolzen Leuen
tragen die Losung VIRIBVS VNITIS… und die Jahreszahl MDCCCIIC… das soll 1898
sein, aber so darf man’s römisch net schreiben, denn zugleich zwei Einserstriche vom
Hunderter zu subtrahiern ist net statthaft, correct ist MDCCCXCVIII; aaaber: Wien is‘
nun amoi WIEN, jene Schreibart ist einzigartig wie regelfreiheitlich in einem.} =
Liebe Freunde, angesichts all dieser anniversaria ist es angemessen, generell über
Geschichte nachzudenken. Aus theologischer Sicht hat mein Professor Kittel das ewig
gültige, als Begründung, Stütze und Hoffnung erkennbare principium formuliert: „Die
Geschichte des Menschen ist die Geschichte des Menschen m i t GOTT„. Das ist uns
Christen, offen oder latent, sicherlich bewußt. Ich denk aber, daß jeder ernsthaft
glaubende Mensch, der – wenn auch in den Fernsehnachrichten – Kriege, Seuchen,
Zerstörungstaten sieht, die Frage stellt, warum der ALLMÄCHTIGE, der, wie es in der
HEILIGEN SCHRIFT steht, die LIEBE SELBST ist, all dies ungehindert geschehn läßt.
Das ist sicherlich eine der schwierigsten quaestiones der Theologie und der Christlichen
Philosophie [wir haben uns mehrmals damit beschäftigt, sh. etwa X.2015, XII.2017],
auf die es eine allgemein nachvollziehbare oder gar akademisch exacte menschliche
Antwort niemals geben wird. Wenn wir an unserm Glauben festhalten, dann bleibt uns
nichts anderes übrig = auch wenn dabei viel Leid zu beobachten und zu verkraften ist =
als hiervon auszugehn: GOTT weiß, was ER tut. Zu diesem Grundsatz fliehn wir meist,
wenn es um etwas sehr Trauriges geht. [Ich bitt um Vergebung dafür, daß ich heut net
gänzlich heiter bin, gewiß ungewohnterweis… aber Geschichte, oder zumindest das, was
davon historiographisch aufgearbeitet und protokolliert wird, ist meist net fröhlich;
hierauf kommen wir nächstes Monat zurück.] Vor langer Zeit war ein Freund von mir
bei der Trauerfeier für eine attractive, geistvolle junge Dame, die um ihr zwanzigstes
Lebensjahr herum an einer schrecklichen Krankheit verstorben war. Der College Priester
hat seinen Vortrag mit den ‚üblichen‘ Worten begonnen: ‚Dem ALLMÄCHTIGEN hat es
gefallen, unsrere Schwester N.N. in Sein Ewiges Reich abzuberufen…“ Mein Freund
ist aufgestanden, hat die Kirche verlassen… und mir bei der nächsten Begegnung gesagt:
‚Wenn ein Geistlicher so einen Blödsinn redet, daß es GOTT „gefallen“ hat, daß die junge
Frau stirbt, und daß die Angehörigen es nicht fassen können… dann ist für mich Eure
Kirche auch gestorben‘. Der Mann ist ein aggressiver Atheist geworden. Wie anders
Kaiser Franz Joseph! 1889 ist sein Sohn, der Kronprinz, freiwillig aus dem Leben
geschieden; 1898 wurde seine Frau, die Kaiserin, erstochen… und Seine Maiestät hat
stets Halt gefunden in seinem starken Katholischen Glauben. = Was hat das alles mit
Geschichte zu tun… Ich denk, die Vorgänge, die nachträglich in den Geschichtsbüchern
als Große Ereignisse benannt und beschrieben werden, sind sehr dichte Abfolgen von
Hunderttausenden zumeist = aber nicht nur = unerfreulicher Einzeleffecte und oftmals
erschütternder Einzelschicksale…; solche gibt es im nicht-historiographiewürdigen,
‚langsameren‘ Alltag auch, aber hier achtet wegen der geringeren Häufigkeit außer den
Betroffenen kaum jemand darauf. = Geschichtsschreibung hat ihre speciellen Tücken
und Schwierigkeiten, und mit dieser Thesis setzten wir unsre Gedanken im Juli fort.
Wir Christen wissen um Vergänglichkeit und um Ewigkeit, wie uns unser HERR dies lehrt.
CHRISTUS spricht [Matth 24, 35]:
COELVM ET TERRA TRANSIBVNT ~ VERBA VERO MEA NON PRAETERIBVNT
Himmel und Erde werden hinübergehn ~ meine Worte aber werden nicht vergehn.
Liebe Freunde, gesegnete, erholsame Sommerzeit!
Amen.
← Lazarustage München 2018 Rumänisch-orthodoxe Kirche in Österreich →