Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Oktober 2018

SCHRIFT ~ Lectio: Matthäus 26, Verse 6 bis 11

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

Es ist Jahrzehnte her… ich war ein weltverbesserischer Nachwuchsgelehrter,
der sich noch naiv der Chimäre hingegeben hatte, daß die Obrigkeiten auf gute,
constructive Ratschläge hören. Deswegen hab ich hie und da kunstvolle Briefe
an Politiker geschrieben, mit propositiones drin hinsichtlich Besserstellung der
Hacknstaden, Innovation der Öffentlichen Verkehrstechnik, Unterstützung von
Bildung, Kunst und Cultur, Besinnung auf tradierwürdige Werte undsofort. (Ab
und zu war ich meiner Zeit voraus = das bin ich manchmal auch jetzt noch =,
und gegenwärtig lassen sich mehrere Riesenexperten feiern sowie mit Preisen
bewerfen für Sachen, die ich vor knapp vierzig Jahren geschrieben hab und
derentwegen ich arrogant belächelt worden war.) Ich war also, vor langer,
langer Zeit, zu Gast bei einem altvertrauten Freund. „Nun, Löwe“, hat der
Hausherr am Anfang unsres ‚bis zum Joreggelt‘ [buchstäblich: bis ‚Guten
Morgen‘] ausgedehnten Becherns gefragt, „womit beschäftigst Du Dich zu
dieser Zeit…“ „Ich arbeit grad an einem Brief an den Herrn Bundeskanzler“,
hab ich zutreffenderweis erwidert. „Soso“, hat mein Gastgeber mit einem
leicht spöttischen Lächeln entgegnet, „und wann schreibst Du dem Papst…“
Nebenbei: jene Freundschaft besteht net länger; seit ich mein Göldvermögen
eingebüßt hab, will ‚mei oida Spezi‘ nix mehr von mir wissen. Pecunia est
nervus rerum gerendarum… um in einer Predigt net gar das an Blasphemie
grenzende ‚Geld regiert die Welt‘ zu verlautbarn. = Aber: wann schreib ich dem
Papst… möglicherweis in Kürze, Jahrzehnte nach dem Sager meines einstigen
Haberers. Und das Thema ist ebenjener Begriff: das Göld. Seine Heiligkeit
Franciscus sagt oft und gern, in diversen Ausformungen: Die Kirche soll zu
den Armen gehn. Ich widersprech ihm offen und ruf: Die Kirche soll zu den
Reichen gehn. Die Armen kommen schon von selbst. Unser HERR UND HEILAND
IESUS CHRISTUS sagt: Nam semper pauperes habetis vobiscum (Matth 26,11),
Denn die Armen habt ihr immer mit euch. Nun, was die Kirche bei den Reichen
soll, ist absolut klar, denk ich. ~ Vor kurzem war in Wien Design-Kunst-Woche.
Ich war oft bei den Empfängen präsent, wegen der Freigetränke und wegen des
Gesprächs mit Künstlern = auch weiblichen, ohne das Binnen-I. Im Vortragssaal
hab ich ein großes Plakat gesehn, mit der Aufschrift: „Das einzige, was Armut
beseitigen kann, ist miteinander teilen“. Diese Forderung sollten der Papst und
die Herren Kirchenfürsten ins geistige Gepäck stecken und dann die Reichen
contactieren. Nicht an die Gemeindepfarrer und die Subsidiare delegieren =
über die die Wirtschaftsprominenz eh nur müd lächelt =, sondern selbst tun.
Seine Heiligkeit mög katholische wie protestantische {wann hört’s denn auf mit
dieser sinnlosen Unterscheidung…} Großcapitalisten persönlich zu Sektempfängen
einladen = eine solche invitatio auszuschlagen wär eine gröbste Unhöflichkeit,
die sich kaum jemand erlauben tät = um sie dort zum Christlichen Humanitären
Teilen aufzufordern. Die Wirtschaftskapitäne könnten Arbeitsplätze schaffen,
Armenfonds gründen, Stiftungen ins Dasein rufen… viel Göld, viele Möglichkeiten.
Gewiß benötigen die Millionäre Entschlußkraft wie Selbstüberwindung hierfür, und
das ist schwer… aber wenn es leicht wär, brauchten wir die Kirchenfürsten net zu
bemühn. Zu Recht sagt unser HERR: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als
daß ein Reicher in das Reich GOTTES gelangt. (Marc 10,25). Aber denkbar ist es,
denn, wie der MEISTER zwei Verse weiter lehrt: alle Dinge sind möglich bei GOTT.
Denkbar ist es… auch wenn sich net viel bewegt seitens der Kirchenfürsten. =
Ich erlaub mir nun weiters, ein hochactuelles Ereignis kurz zu commentiern.
Papst Franciscus hat seinen Viertvorgänger Paul VI. vor wenigen Tagen, am 14.
dieses Monats, heiliggesprochen. Ich bin kein großer Freund von Paulus sextus.
Er wird oft der Konzilpapst genannt… für mich ist er eher der Concessionspapst,
maßen er zu viele Verbeugungen gemacht hat vor der ‚Moderne‘ wie auch dem
ideologischen Gegner. Er hat die meiner Ansicht nach unerläßliche Feierlichkeit
der Kirche arg reduciert, hat die vornehme, goldtreue Guardia Nobile aufgelöst ~
für katholische Römische Aristokraten war es Ehrensache und Tradition gewesen,
darin freiwillig und entgeltlos zu dienen ~ und… wie er mit Cardinal Mindszenty
einst verfahren hatte, ist ein Scandal. Cardinal und Fürstprimas~Erzbischof Joseph
Mindszenty (geboren im K.u.K.~Reich als Joseph Edl. v. Pehm auf Cseh-Mindszent
1892, zum HERRN heimgegangen im Wiener Pazmaneum 1975) war in zwei
aufeinanderfolgenden Dictaturen eingesperrt und gepeinigt worden. Trotz allem:
Papst Paul VI. hat den Purpurträger 1974 seiner Würde als Primas entkleidet
und das Amt unter Protest des greisen Kirchenfürsten als vacant erklärt… denn
die Communisten hatten dies von ihm verlangt. Papst Franciscus hätt lieber die
Symbolgestalt der Politischen Freiheit, Cardinal Mindszenty, seligsprechen sollen.
Erzherzog Michael hatte dies vor einem Vierteljahrhundert [sic!] angeregt (mutig,
daß er es gemacht hat, sonst würd ich es selbst tun)… aber offensichtlich gibt es
Wichtigeres. Nun, eine Sache ist wirklich wichtiger als Würden und Auszeichnungen:
Die Verwirklichung einer pecuniären Gerechtigkeit. Ich werd dem Papst schreiben:
Die Kirche soll zu den Reichen gehn.

CHRISTUS spricht: QUI HABET DUAS TUNICAS DET NON HABENTI
Wer zwei Röcke hat, geb einen dem, der keinen hat. (Luc 3,11.)

GESEGNETEN Herbst!
Amen.