Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Dezember 2018

SCHRIFT~Lectio  Römer 13, 1~7 und Sprüche 8, 15~16

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

In Österreich ist = oder in wenigen Tagen sagen wir schon: war = 2018 das

Große Jahr der Gedenkfeiern, anniversaria und Jubiläumsausstellungen. Wir

haben in diesem Rahmen seit Juni jedes Monat vieler Personen gedacht und

viele Themata gestreift. Die Würdigung eines bestimmten Jahrestags steht

noch aus: ‚Einhundert Jahre Republik Österreich‘. = Im Stadtgeschichtlichen

Museum auf dem Wiener Karlsplatz gibt es zur Zeit eine Ausstellung mit der

Überschrift „Die erkämpfte Republik“. Neun Tage nach ihrer Eröffnung hat

im Wiener Parkhotel Schönbrunn der Europäische Monarchisten~Kongreß

stattgefunden. Die Betitelung jener Ausstellung ist daselbst heftig gerügt

worden: Die Republik ist uns von competenzüberschreitenden Wichtigtuern

eigenmächtig überstülpt worden – niemand hatte sie ‚erkämpft‘. Ganz kurz

die Ereignisse anno 1918 recapituliert. Im Herbst waren Kriegsverlust und

Zerfall des K.u.K.~Reichs klar vorauszuschaun. Am 21. October hat sich die

‚Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich‘ constituiert.

Das Ministerium Lammasch und die Staatsregierung Renner (I.) hatte, dem

Erzhaus die Kriegschuld zuweisend – und selbigem auf ärgste Weise Unrecht

tuend – den Wechsel der Staatsform in eine Republik vorbereitet. Kaiser Karl

sollte demissionieren. Kaiserin Zita hat heldinnenhaft „Niemals!“ gerufen und

das GOTTESgnadentum beschworn. So wurde Seine Majestät am 11. November

genötigt, ein Schriftstück zu unterzeichnen, das den Satz „Ich verzichte auf

jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ enthält. De iure ist das keine demissio

[also keine sogenannte ‚Abdankung’… was das mit ‚Dank‘ zu tun hat, weiß

allerdings niemand], aber de facto war damit dem Staatsformwechsel das

Tor aufgemacht. Der nachmalige Kanzler Prälat Ignaz Seipel, nebst andern

Konservativen, hat die Beibehaltung der Monarchie angeregt und den Kaiser,

wie er geschrieben hat, als „lebenslänglichen Volksanwalt“ sehn wollen… 

trotzdem haben gemäß Mehrheitsbeschluß der Nationalversammlung am 12.

November Franz Dinghofer und Karl Seitz die Republik Deutschösterreich

proclamiert. Kaiser Karl schreibt dazu kurz danach an Erzbischof Piffl: „Die

jetzige Regierung ist eine Revolutionsregierung, da sie die von Gott eingesetzte

Staatsgewalt beseitigt hat“ ~ und bekräftigt, daß er der rechtmäßige Herrscher

von Österreich ist und bleibt. = Und damit, liebe Freunde, sind wir bei einem

difficilen theologischen, zugleich historischen Begriff: dem GOTTESgnadentum.

Nehmen wir ein franzjosephinisches Zehnkronerlstück in die Hand. Da lesen

wir aversseitig die Umschrift: FRANC.IOS.I.D.G.IMP.AVSTR. … und vieles mehr; 

mit Anfängerkenntnissen des Lateinischen Idiomas und der Mitteleuropäischen

Historie net schwer zu entschlüsseln. Uns geht’s hier um das D.G. ~ DEI GRATIA.

Ein Landesfürst ist net einfach so Landesfürst, er ist es vielmehr von GOTTES

GNADEN. Dessen documentatio eingeführt hat Otto I. anno 936, indem er die

Formel DEI GRATIA in das ostfränkische Königspetschaft gravieren hat lassen.

Die theologische Untermauerung dieses Anspruchs steht ~ selbstverständlich ~

in der HEILIGEN SCHRIFT: Durch mich herrschen die Könige… [Spr 8,15f.].

Es steht in einer ur~langen Tradition, daß die Fürsten und Staatslenker ihrem

Herrschaftsanspruch mittels der Verbindung zur Gottheit Nachdruck verleihn.

Gaius Iulius Caesar hatte sein Patriciergeschlecht, die gens Iulia, auf Iulus

Ascanius zurückgeführt, den Sohn des Fürsten Aeneas, der wiederum von

Anchises im Schoß der Liebesgötzin Aphrodite, lateinisch Venus, gezeugt

worden sein mag… Caesar hat seine Abkunft von der schönen Olympischen

Dame gern vor sich hergetragen… und ihr ein templum bauen lassen. All dies

ist gewiß eindrucksvoll, gleichwohl ist jeder Mensch von GOTTES GNADEN

(respective Zorn) das, was er ist. {Hierüber hatten wir October bis December

2017 lang nachgedacht.} = Wie auch immer: Kaiser Karl I. hat niemals

demissioniert, daher ist die legitimitas der Staatsform Republik zumindest

streitig. Einer der Vorträger des erwähnten Monarchisten~Kongresses,

S.E. Peter Graf Stolberg~Stolberg hat kraftvoll verkündet: „Hundert Jahre

Interregnum – das reicht!“. = Ich schließ diese Gedanken ~ und auch dieses

Jahr ~ mit einem Anekdoterl. Occasionell geh ich gern in die kunstvolle

Karlskirche zur Abendmesse. So auch an jenem Novembermontag… und das

GOTTEShaus war ‚entgegen dem usus‘ gut gefüllt. Zu Beginn der Messe ist

eine Delegation der Wiener Studentencorporationen feierlich im Vollwichs 

einmarschiert. Der celebrierende College hat in seiner Homilie angefangen,

die Republik zu würdigen… und da ist es mir bewußt geworden, daß es grad

der 12. November war, genau der hundertste Jahrestag. ~ Mein Vater pflegte

zu sagen, daß unsre Familie eine Gabe dafür hat, ohne Fleiß überall durtn 

hineinzulöwen, wo was Besonderes stattfindet. ~ Nun, der Bruder Geistliche

hat die Staatsform übern grean’n Klee gelobt… und hat die Feier geschlossen

mit dem Satz: „Es leb die Republik Österreich“. Aufstehn, Sendung und Segen,

 Parade=Ausmarsch der Corpsstudenten. Und… da hab ich mit sonorer Stimme

gerufen: Vivat Kaiser Karl der Zweite! Viele haben ihre Hälse nach dem Schall

gewendet: Wer ist denn dieser dreiste Rufer… aber die Blicke der steif

vorbeidefilierenden Studenten haben mir Zustimmung entsandt.

Und… ich bin sogleich zu drei Feierlichkeiten eingeladen worden.

 

 

CHRISTUS spricht [Luc 20, 25]:

REDDITE ERGO QUAE CAESARIS SUNT CAESARI ET QUAE DEI SUNT DEO

Also gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und GOTT, was GOTTES ist.

 

 

GESEGNETE CHRISTFESTTAGE

und einen fröhlichen Jahreswechsel mit viel Sect!

 

Amen.