Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Jänner 2019
SCHRIFT~Lectio Jeremias 1, 4 bis 7
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Meine Predigt vom December des fertigen Jahrs hat erfreulicherweis
Heiterkeit ausgelöst ~ „Christentum ist ein fröhlicher Glaube“, wie der
unvergessene, zugleich umstrittene Bischof Otto Dibelius gern gesagt
hat ~ aber auch constructive Kritik. Ein Leser kreidet mir folgendes an.
Den theologischen Schlüsselbegriff meiner Ausführungen, nämlich das
GOTTESgnadentum, streif ich nur ganz flüchtig, bau drum herum einen
geschichtlichen Vortrag, um dann nonchalant in die anekdotisierende
Humorigkeit zu münden. Ich hab mich nun damit verteidigt, daß ich die
weiterführenden Überlegungen bewußt dem kundigen Leser gelassen
hab, um ihm, wie mein Betreuungsdocent im Theologiestudium gesagt
hatte, nicht die „mentale Bevormundung durch den Geistlichen“ auf die
Gehirnwindungen zu drücken. Hierauf der Kritiker: Dies sei im Princip
gut, aber einige Stichworte hätt ich liefern sollen. Ich freu mich stets
über wohlwollende Kritik… und hol jetzt gern das ‚Versäumte‘ nach. ~
Setzen wir an bei den Worten Kaiser Karls I.: „Die jetzige Regierung ist
eine Revolutionsregierung, da sie die von GOTT eingesetzte Staatsgewalt
beseitigt hat“. Dem zugleich kritischen wie conservativen Theologen
wirft sich hier sofort die quaestio auf, ob der Mensch, einzeln oder in
Gemeinschaft, denn fähig ist, etwas vom ALLMÄCHTIGEN Eingesetztes
zu beseitigen. GOTT ist der Uneingeschränkte HERR der Geschichte,
demnach kann etwas nicht sein, was ER nicht will. Hieraus folgt im
Umkehrschluß: Ob Kaiser oder Staatspräsident, ob Papst oder Glöckner,
jeder empfängt sein Amt DEI gratiā, von GOTTES Gnaden und aus GOTTES
Händen. ~ Steht es denn in der Macht des Menschen, dies umzuwerfen,
das vom HERRN Instituierte abzuschaffen und ein System nach eigenem
Gutdünken zu installieren… Hierüber ist in den Jahrhunderten sehr viel
gestritten worden. Ich nenn exemplarisch die berühmte theologische
Thesenschlacht zwischen Erasmus von Rotterdam und Martin Luther.
Erasmuß verfaßt 1524 die Streitschrift De libero arbitrio, Vom freien
Willen. Schon im drauffolgenden Jahr veröffentlicht Luther die scharfe
Gegenschrift: De servo arbitrio, Vom unfreien Willen. In beiden Aufsätzen
geht es einerseits darum, ob der Mensch an der Gnade GOTTES aus eigner
Kraft mitzuwirken vermöge, respective ob Heil oder Verdammnis des
einzelnen Menschen ausschließlich vom Ratschluß des HERRN abhänge.
Anderseits geht es aber auch um irdische, sichtbare Geschicke. Luther
schreibt gegen Erasmus: „Wenn wir glauben, es sei wahr, daß GOTT alles
vorherweiß und vorherordnet, dann kann Er in Seinem Vorherwissen und
in Seiner Vorherbestimmung weder getäuscht noch gehindert werden,
dann kann auch nichts geschehen, wenn Er es nicht selbst will“. Gelehrter
contra Gelehrter… mit unserm menschlichen Verstand können wir nur
mutmaßen und hypothetisieren. Ich tendier zu der Annahme, daß unsre
Willensfreiheit hochgradig begrenzt ist. Republik hin, Bundespräsident
her, selbst als bekennender Monarchist bin ich der Ansicht, daß auch
diese Staatsform und dieses Amt vom HERRN eingesetzt sind… sonst
wärn sie ja net existent. Ich geh gar so weit, zu behaupten, daß GOTT
durch den Wechsel des Systems und des Régimes manche Menschen
gestraft, andere wiederum gelohnt hat… dies tut ER in jedem Moment,
nur meist net so spectaculär. Aber… wenn ER doch alles weiß und lenkt,
wenn alles nach Seinem Ratschluß geschieht, warum straft und lohnt ER
dann, wo die Menschen doch nur Seinen Befehlen folgen… Liebe Freunde,
ich denk, daß der HERR von Seinen Gerufenen zweifelstade Hinwendung,
schrankenloses Vertrauen verlangt; ein gedankliches Wanken im Glauben
wird mit Ermahnung poenalisiert, während die unbedingte Treue uns die
Liebe unsres VATERS erfahren und erfühlen läßt … und die Nichterwählten
werden von vornherein gemaßregelt. ~ Nebenbei zum GOTTESgnadentum
bemerkt… ‚i bin ka Demokrat net‘, aber was mich daran dennoch stört, das
ist das Voraussetzen eines ‚Sondermaßstabs‘ für gekrönte Häupter. Denken
wir nur an die Hausgesetze: wer nicht auf der Souveränenstufe heiratet,
der verwehrt seinen Nachfahrn die Thronfolgeberechtigung… da fällt uns
gewiß Erzherzog Franz Ferdinand ein. Liebe Freunde, ketzerisch oder net:
Jede Familie hat mal klein angefangen, auch das ruhmreichste Fürstenhaus
hat in weiter Vergangenheit seinen Schafshirten als Uraltvater. Der Gründer
der actuellen Schwedischen Dynastie, Jean-Baptiste Bernadotte, hatte 1780
als Gemeiner beim Militär begonnen… und 1818 war er König. All dies DEI
gratiā, von GOTTES Gnaden. Und unter diesem LICHT ist der eine Mensch so
viel wert wie der andere. All unsre Gaben und Lebensumstände sind vom
HERRN; in summa, wie mein Professor Hans-Joachim Kittel in einer Vorlesung
gesagt hat: Die Geschichte des Menschen ist die Geschichte des Menschen
MIT G O T T.
CHRISTUS spricht {Marc 10,43}:
QUICUMQUE VOLUERIT FIERI MAIOR ERIT VESTER MINISTER
welcher will groß werden unter euch, der werde euer Diener
GESEGNETE, frohe Faschings= Carnevals= und Ballsaison!
Amen.
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