Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
April 2019
SCHRIFT~Lectio Lucas 24, 36 bis 48
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Die Luft ist kühl, es ist eher spätherbstlich denn Aprilwetter… gleichwohl
sind wir in der Österlichen Zeit. ~ Möglicherweis habt Ihr schon mal darüber
nachgedacht, warum das AUFERSTEHUNGSFEST auf Deutsch Ostern [und auf
Englisch Eastern] heißt, wo doch die meisten europäischen Sprachen den
Namen des Hohen Festes vom hebräischen פֶּסַח [lests in etwa: pésach, mit
betontem kurzem offenem e und einem stimmhaften s], oder wohl präciser
von dem gleichstämmigen Wort im Aramäischen, in der Alltagssprache unsres
HERRN, פַּסְחָא [lests: pas’chaa] herleiten: italienisch Pasqua, französisch
Pâques, griechisch πάσχα, spanisch Pascua, türkisch Paskalya, schwedisch
påsk, holländisch Pasen… undsofort. All diese Wörter gehn zurück auf das
hebräische verbum פָסַח [lests etwa: paasach mit stimmhaftem s], welches
‚überspringen, abprallen, vorbeigehn‘ bedeutet; warum grad dies, das mögen
wir in der SCHRIFT nachlesen: Exodus 12, 1 bis 27, insonderheit Vers 13:
„Und das Blut soll ein Schutzzeichen für euch sein an den Häusern, in denen
ihr seid: wenn ICH das Blut sehe, werde ICH an euch vorübergehn, und kein
Schlag soll euch vernichtend treffen“. Diese Bezeichnung des Hohen Feiertags
ist gewiß ein Bekenntnis zur mosáischen Wiege des Christentums. Wir nennen
unser Fest jedoch Ostern, mindestens seit Bischof Bonifacius im VIII. Jahrhundert
~ und die meisten Linguisten=Collegen sind der Auffassung [entgegen einstigen
Erklärungen seitens des Heiligen Beda Venerabilis und auch der Brüder Grimm,
die den Ursprung des Wortes in der Germanischen Mythologie festzumachen
gemeint hatten], daß der Begriff ein Derivat des altgermanischen Worts austrô
ist, das Morgenröte und im weitern Sinn Osten ~ wo das Morgenlicht herrührt ~
bedeutet. Mit dem AUFERSTEHUNGSFEST hängt dies insoweit zusammen, als
das leere Grab unsres HERRN laut Marcus 16, 2 gesichtet worden ist „orto iam
sole“, „da die Sonne aufgegangen war“. {Nebenbei: austrô ist etymologisch
urverwandt mit der den Kreuzworträtsellösern wohlbekannten Eos und mit
aurora… weiters gewiß auch mit Austria, was uns einen zusätzlichen Grund
zum Feiern schenkt.} ~ Nach dieser linguistischen Einleitung (und bevor
jemand ruft, ich macht‘ hier Firmungsunterricht mit Euch) wenden wir uns
dem Hauptthema zu: dem KREUZ unsres HERRN. Es ist das allgegenwärtige
Zeichen unsres Christlichen Abendlands. Wir schaun überall (sicher net nur auf
Friedhöfen) Kreuze: auf Kirchtürmen, in vielen Staatsflaggen, in Tausenden
von Wappen ~ auch in dem der Stadt Wien ~ in Kunstsammlungen wie in
Auslagen von Juwelieren, um die schlanken Hälse schöner Damen und auf den
Brüsten der Bischöfe undsofort… weiters an den Wänden von Klassenzimmern
und Amtsstuben, wo sie, bittschee, auch in Frieden verbleiben mögen. Es sind
so viele, daß wir sie infolge der Gewöhnung oft nicht bewußt wahrnehmen. Das
KREUZ ist Symbol, Mahnzeichen, Insbewußtseinrufer von gewaltsamem Tod,
Erlösungsactus, Heilsplan ~ und in deren Folge auch der AUFERSTEHUNG GOTTES,
DES SOHNES; ja, es ist ein Symbol, ein Gegenwartssignal SEINER SELBST, umso
mehr, als in der griechischen Schrift der erste Buchstabe Seines Hoheitstitels
ΧΡΙΣΤΟΣ die Form eines Schrägkreuzes hat. ~ Das original=griechische Wort für
Kreuz heißt in der SCHRIFT σταυρός [staurós; gibt’s auch als Vornamen, Ihr
kennts sicherlich den einen oder andern Stavros aus einem Hellas=Wirtshaus]
und bedeutet Pfahl, Marterholz… und nur im eingeengten Sinn das, was wir
unter einem Kreuz verstehn. Der Heilige Bischof Hieronymus mit seinem lieben
Hauslöwen überträgt es ins Lateinische als crux [Vaterwort für Kreuz, croce,
cross, kereszt, croix, cruz usf.]. Ein Scharfrichtersinstrumentum! Meine lieben
Ritterfreunde und Ehrenzeicheninhaber… bedenken wir, was wir da um den
Hals, auf der Brust, im Knopfloch tragen! Die kunstvoll verzierte, stilisierte
Abbildung eines grausamen Hinrichtungswerkzeugs… Ich hab in mehreren
Vorträgen, zum allgemeinen Betroppeztsein (!) gesagt: hätten die Schergen der
Obrigkeit unsern MEISTER nicht gekreuzigt, vielmehr erdrosselt [eine gängige
Hinrichtungsart für Staatsfeinde im Römerreich], dann würden die schönen Damen,
die Bischöfe… und auch die Ordensritter eine Drehstab-Schlinge aus Gold oder Silber
am Hals oder auf der Brust tragen… ~ Liebe Freunde, mögen unsre Ordenskreuze
also nicht bloß Decoration, vielmehr auch ein ständiges Verpflichtungszeichen für uns
sein! Durch die KRAFT dieses KREUZES sollen wir ein kleinstbissl (für mehr als ein
kleinstbissl reicht unsre begrenzte menschliche Macht net aus) zum ‚Christus‘ werden
für unsre Mitmenschen, sollen ihnen beistehn in Not und Trauer, aber auch in Erfolg
und Freude = unter Zurückstellung unsrer eignen Gelüste wie Göldgier, Machtstreben,
Mißgunst… und sollen gemeinsam einiges bewegen für eine bessere, humanere Welt.
CHRISTUS spricht:
QVI NON ACCIPIT CRVCEM SVAM ET SEQVITVR ME NON EST ME DIGNVS
wer nicht nimmt sein Kreuz und folgt mir nach, ist meiner nicht würdig.
{Matth 10, 38}
Χριστὸς ἀνέστη, ἀληθῶς ἀνέστη!
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN, WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!
Ich wünsch uns ein ur~fröhliches,
IM HERRN GESEGNETES AUFERSTEHUNGSFEST.
Amen.
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