Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Juni 2019
SCHRIFT~Lectio Apostelgeschichte 1, Verse 1 bis 11
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Mit der heuer merkbar verspäteten warmen Jahreszeit kommt nun auch
PFINGSTEN, das Hohe Fest, das im Zeichen des HEILIGEN GEISTES, der
dritten Wesenheit der DREIFALTIGKEIT steht. Es sei mir erlaubt, diesmal
nicht über das Geheimnis nachzudenken, das sich in und hinter dem Begriff
des SPIRITUS SANCTUS, der Anima unsres HERRN IESUS CHRISTUS verbirgt;
auch über die theologische = und sicher nicht simple = Trinitätslehre mögen
wir jetzt nicht nachsinnen {wodurch wir je einen Stoff parat halten für die
nächsten beiden Pfingstfeste, die wir mit Hilfe unsres HERRN in Gesundheit,
Frieden und Humor erleben mögen}. Ich darf unsre Aufmerksamkeit vielmehr
auf eine im praktischen Christsein weniger beachtete Componente unsres
Hohen Fests lenken: Das PFINGSTWUNDER, das wir aus der Apostelgeschichte
des Lucas [Capitel 2, Verse 1 bis 12] kennen, ist zugleich die erste Minute
des Bestehns der Ecclesia, der Kirche als Glaubensgemeinschaft wie auch als
Institution. Von jenem Moment an hat sich der (nennen wir ’s so:) ‚Verein‘
der Jünger unsres MEISTERS als Civitas DEI, als das Volk GOTTES, als das
Neue Israël, als die Nachfolgekörperschaft des Alten Bundes verstanden {im
akademischen Bereich sprechen wir von der Substitutionstheologie, das heißt:
das bis dahin Geltende wird durch das Actuelle abgelöst}. Und erstmalig ist die
Versammlung jener Jünger als Christliche Gemeinde öffentlich in Erscheinung
getreten. {Die Jünger… beiderlei Geschlechts selbstredend, aber ich bin kein
Freund vom ‚gendern‘; der elektronische Duden war’s bis vor kurzem aa ned,
denn, wenn dies Wort eingegeben wurde, war die Frage erschienen: „Meinten
Sie ‚kentern‘ auf Sächsisch“…} PFINGSTEN ist also auch das Fest der Ecclesia,
der Kirche als GOTTESvolk und auch als hierarchisch gegliedertes Gebilde. ~
Nota bene: Leitungsstructuren in den Gemeinden waren sehr früh entstanden,
bereits Sankt Paul berichtet hierüber in der HEILIGEN SCHRIFT, schauts im
Galaterbrief 2, 9 … und Streit hat es unter den Chefs auch fast von Anfang an
gegeben, lests im selbigen Capitel die Verse 11 bis 21. Liebe Freunde, ecce
homines… Wenn Menschen, insonderheit Männer, einen Verband gründen,
dann sagt schnell jemand: Du bist Schatzmeister, Du bist Vicepräsident und
ich bin Präsident… und jetzt geb ich je a Kriagl Bier aus. In der Kirche war es
auch nie viel anders. Und da sind wir bei einer ungemein schwierigen Sache
angelangt. Ich denk nämlich, daß das Wesen des Christentums jahrhundertelang
ganz arg mißverstanden worden ist… und immer noch wird. Viele Geistlichen=
Collegen, aber auch zahlreiche Nichtpriester, die als tausendprocentige Christen
dastehn wollen [wobei ich nicht wissen mag, was sie hinter verschlossenen
Jalousien tun… vielleicht würd selbst ich d‘ Frasn kriagn, obschon ich dem
Wesen homo sapiens alles zutrau], sind der Auffassung, ‚christlich‘ sei Zucht,
Strenge, Kurzhalten, Bestrafung. Es ist bekannt, daß unter den Internaten
die confessionell Geführten die härtesten sind. Es gibt sogar eine Reihe von
Christlichen Sondergemeinschaften, die Lachen, Scherzen, Mulatschag als
unangemessen, gar als Widersacherswerk einstufen. Aber = sit venia
verbo, also vergebts mir bitte diesen Ausdruck = des is Bleedsinn. Unser
HERR hat so etwas niemals gepredigt und niemals befohlen! Im Gegenteil.
CHRISTENTUM ist, wie es unser MEISTER uns lehrt, Milde, Verständnis,
Empathie, Frohsinn, Hilfsbereitschaft, Edelmut, Altruismus… CHRISTENTUM
ist auch Vergebung und immer wieder Vergebung, „septuagies septies„, wie
unser HERR es selbst anschafft, „siebzigmal siebenmal“ [Mt 18, 22]. Weiters:
CHRISTENTUM ist Lebensfreude; viele Menschen haben allen Grund hierzu =
doch viele Menschen haben ihn weniger… daher ist CHRISTENTUM auch
Lebensfreude t e i l e n . Und vor allem dies: CHRISTENTUM ist ~ L I E B E.
Vielleicht nicht so, wie das Wort amor beim Heiligen Augustinus verstanden
wird: Alles, was der Mensch macht, das tut er aus Liebe… also wer eine Bank
ausraubt, der macht das aus Liebe zum Göld. Gemeint ist hier etwas anderes;
Sankt Paul faßt dies wunderbar zusammen: „Die Liebe ist langmütig und
freundlich [… ~ …] sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie
duldet alles“ = lests doch die ganze Stelle, 1.Cor 13, die Verse 1 bis 8. ~
Meine geschätzten Freunde, was ist denn von all dem, was uns der MEISTER
aufträgt, in zwei Jahrtausenden verwirklicht worden… Nicht viel, leider.
Schlagts mal Römer 1, 29 bis 31 auf… all das dort Aufgezählte ist nach wie
vor in unsrer Welt. Weil nun mal, wie wir weiter oben festgehalten haben, das
Christentum gründlich mißverstanden worden ist. Aus Zuchtmeister-Allüren
sind Machtgelüste entsprossen, dazu Raffgier, Egoismus, Hochmut, Mißgunst,
Unterdrückung der Schwächeren… und auch noch Schaufrömmigkeit und
Festtagschristentum. Tendenz: continuierlich schlimmerwerdend. Was bleibt
uns nun: resignieren… mitmachen… Wolf unter Wölfen sein… Oder aber
dies: die Lehre unsres HERRN vorleben ~ und beten für eine bessere Welt.
Wir haben den HEILIGEN GEIST empfangen; so sei unser Leben ein Pfingstfest.
CHRISTUS spricht: IN HOC COGNOSCENT OMNES QUIA MEI
DISCIPULI ESTIS SI DILECTIONEM HABUERITIS AD INVICEM
In dem werden erkennen alle, daß ihr meine Jünger seid,
wenn ihr Liebe haben werdet zueinander. [Joh 13, 35]
GESEGNETES PFINGSTFEST!
Amen.
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