Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Juli 2019
SCHRIFT~Lectio Philipperbrief 2, Verse 2 bis 5
Als Geistlicher Prior im Dienst eines weltbekannten officiellen Christlichen
Ritterordens dürft ich eine Predigt so nicht anfangen… und wenn ich dies im
nächsten Satz dennoch tue, dann ist es bloß ein Ausdruck meiner Sorge darum,
daß es mit dem Europäischen Christentum und der conventionellen Kirche nicht
zum Besten steht. = Ich geh zur sogenannten Amtskirche immer stärker auf
Distance. = Auch wenn ich bekanntlich sehr conservativ bin, vertret ich aus
Gründen der Vernunft folgende Thesis: Wenn Structuren und Gepflogenheiten
der Ecclesia, seien sie auch noch so alt wie ehrwürdig, im dem Maß obsolet
geworden sind, daß sie vom Priesterberuf eher abschrecken denn überzeugen,
respective das Gemeindeleben eher hemmen denn fördern, dann sollen jene Regeln
und Conventionen überdacht, revidiert, gelockert und ergänzt werden. Die Zeit drängt,
denk ich, denn sowohl in Österreich wie auch in weiteren europäischen Ländern
sind acuter Priestermangel und steter Gemeindeschwund zu beobachten. [Man
könnt meinen: wenn es weniger active ‚Schäfchen‘ gibt, dann genügen da auch
weniger Hirten, mathematisch geht sich das aus… aber so simpel ist die causa
nun doch ned.] Mit decenter Genugtuung halt ich allerdings fest, daß ich nicht der
einzige mit dieser Auffassung bin; immer mehr gewichtige Stimmen werden in
dieser Richtung erhoben. = Am 20. dieses Monats hab ich ein Gespräch gehört,
es hatte in Wien stattgefunden: der Theologieprofessor und Römisch=Katholische
Priester Paul Zulehner wurde grad zu diesem Thema um Stellungnahme gebeten.
Liebe Freunde, ich hab da Erstaunliches vernommen! Der weise, erfahrene Gelehrte
[Jahrgang 1939, Schüler Karl Rahners] plädiert offen und couragiert darauf, die
Zulassungsbedingungen für das Katholische Priesteramt zu lockern. Er zählt auf,
was dringend zu revidieren ist: ‚Coelibat, Geschlecht, Bildung, Beruf, Ehrenamt‘.
Das heißt etwas ausführlicher: Die Zulassung vermählter Menschen, also Frauen
und Männer, zur Priesterweihe; zudem mögen in der Gemeindeleitung langzeitig
bewährte Menschen vom Studium der Theologie und Philosophie freigestellt und
dem Bischof zur Weihe vorgeschlagen werden = wobei College Zulehner den
Begriff ‚viri probati‘, erprobte Männer, bewußt auf ‚homines probati‘ extendiert;
weiters möge nicht mehr auf der Haupberuflichkeit der Pfarrer und auf dem [ich
nenn das so:] Planstellenfetischismus zwingend bestanden werden; kundige, aus
den Reihen der Gemeinden berufene Schwestern und Brüder sollen neben ihren
civilen Berufen den Sacerdotalen Dienst ehrenamtlich versehn. Ich denk ebenso,
daß auf diese Weise eine flächendeckende Celebratio der Heiligen Messe und
eine menschennahe Seelsorge zu erreichen sind… und daß die Gemeinden auch
wachsen werden, wenn die Glieder sehn, daß jemand aus ihrer Mitte ihr Geistlicher
Vorsteher ist. Bruder Zulehner entsendet auch eine leicht versteckte Kritik an die
Oberste Kirchenleitung, indem er sagt, „daß das ein Thema ist, das schon sehr
lange auf der Tagesordnung der Weltkirche steht, aber wir sind nie einen kleinen
Schritt weitergekommen“. Amici, da kann ich nur freudvoll rufen: Hört, hört!! ~
Im folgenden mag ich das im März wie im Mai dieses Jahrs behandelte Thema der
Intercommunio respective des FRIEDENS unter den mannigfachen Christlichen
Confessionen vorläufig schließen und dann einstweilig zurückstellen. = Man soll
nicht denken, daß Ausgrenzung und Anfeindung ein Alleingang der Katholischen
Kirche sei… in erzprotestantischen Gegenden, etwa in Norddeutschland, gibt es
Theologen und Obere der jeweils regionalen ‚Amtskirche‘ [Freunde, Ihr fühlts
meine wachsende Distance hierzu…], die die gemeinsame MAHLFEIER mit den
Lateinischen Glaubensgeschwistern definitiv nicht gutheißen. Und man soll auch
nicht denken, daß die Katholischen Prälaten lauter Ewiggestrige seien. Im fertigen
Jahr hat der Lateinische Bischof von Magdeburg Gerhard Feige [’nomen est omen‘
stimmt diesmal ned] zusammen mit einigen Collegen angeregt, daß katholische
Menschen ihre protestantischen Ehehälften zur Heiligen Communion in die
Katholische Kirche mitnehmen dürfen… aber der Kirchenstaat hat dies Anliegen
abgewiesen. Bruder Feige hat hierauf [zu Recht!!] einen Wutanfall bekommen,
und von ‚Verbitterung, Eskalation, Doppelmoral‘ gesprochen, wobei der hiedurch
verursachte „Schaden noch nicht abzusehen“ sei. ~ Liebe Freunde, wir wissen,
daß es in den vielen unterschiedlichen Christlichen Richtungen eine Reihe diverser
Auffassungen über die MAHLFEIER gibt [dies zu präcisieren würde hier zu weit
führen]. Gleichwohl biet ich eine Lösung an [ich hab immer eine, nur hört man oft
ned auf mich]. Damit geh ich = mutmaßlich = zwei Schritt weiter als die Herren
Collegen Zulehner und Feige… mutmaßlich, schreib ich, denn ich bin mir sicher, daß
sie diesen Gedanken auch schon gefaßt hatten, ihn aber aus Vorsicht oder aber
erziehungsbedingt nicht publik machen. Also: Wenn wir schon an ‚Katholisch,
Evangelisch, Freikirchlich undsofort‘ festhalten müssen, dann führen wir doch die
Gesamtchristliche Communion ein unter folgender Maßgabe: Jeder, der communiziert,
soll denjenigen Ritus verinnerlichen, der im GOTTEShaus, wo die MAHLFEIER grad
celebriert wird, vorherrscht. Exempli gratiâ: Ein Protestant, der freiwillig und aufgrund
seelischen Verlangens in einer Lateinischen Kirche communiziert, soll in diesen Minuten
römisch=katholisch denken, fühlen… und den LEIB CHRISTI empfangen. Dies ist
angemessen, denn schließlich hat unser MEISTER Sein Heiliges Mahl für alle Seine
bekennenden Jünger gestiftet, ohne Classen und Differenzen. Oh Freunde… wann wird
die Kirche wieder das, was unser HEILAND vor circa zweitausend Jahren gegründet hat…
CHRISTUS spricht: EGO SUM PANIS VITAE ~ QUI VENIET AD ME NON ESURIET {Joh 6, 35}
ICH BIN DAS BROT DES LEBENS ~ WER ZU MIR KOMMEN WIRD, WIRD NICHT HUNGERN
Im August folgt etwas Heiteres… so erbitt ich für uns einen schönen fröhlichen Sommer.
Amen
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