Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
September 2019
SCHRIFT~Lectio Römerbrief 13, 1 bis 5
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Es gibt eine kleine Ansammlung von Wörtern, die ich bewußt niemals benütz. Hierzu
gehören wichtigmacherische Modeausdrücke, Abkürzungs-Buchstabenhäcksln, zu Torsi
halbierte oder geviertlte Fremdwörter [‚Demo‘, ‚Reha’… mir wird übl], allgegenwärtige
Vulgär-Amerikanismen, die jeweils ein Dutzend präcisere, differenzierte Termini aus
unsrer einst von berühmten Künstlern hochgepflegten Sprache zielbewußt verdrängen
[Mannschaft, Collegium, Ensemble, Redaction, Staffel, Riege, Bande, Künstlergruppe,
Arbeitsgemeinschaft, Besatzung, Collectiv, Belegschaft… hören wir kaum noch; es heißt
immer und überall nur ‚team‘, mein Antiwort Nummer eins!] und auch einige vocabula,
welche meist complexen, einengenden Sachverhalten einen beschönigenden oder gar
verharmlosenden Anstrich geben. = Ein solches Wort ist ‚Spiel‘. Hiebei denken wir meist
an kindliche Belustigungen. Doch reflektieren wir weiter. Die Pädagogin Maria Montessori
(1870-1952) war der Ansicht, daß geistig, körperlich wie seelisch gesunde Kleinkinder
nicht ’spielen‘, vielmehr sich die Welt erarbeiten, „zur Pflege der eigenen Person und
zur Pflege der Umgebung“. Weiters: Was ist ein ‚Spiel‘, zu welchem mindestens zwei
Menschen benötigt werden – Schach, Konservenbüxnpalästern, Armer Schwarzer Kater
oder was auch immer… Es ist in erster Linie ein Regelwerk. So fröhlich ein derartiger
Zeitvertreib auch sein mag – wer sich nicht an die Vorgaben hält [einerlei, ob als Störer
mit Fleiß oder ob er Verbesserungsvorschläge hat], der wird aus der Gemeinschaft der
Cameraden ausgeschlossen und gilt vielleicht, verrufen und abgestempelt, sein irdisch
Leben lang als Sonderling, mit dem ‚man‘ besser ned verkehrt. = In der ’seriösen‘ Welt
der Erwachsenen wird der terminus ‚Spiel‘ auch oft verwendet – denken wir etwa an die
in politischen Commentaren vielbemühten ‚Spielregeln der Demokratie‘ – , wobei unter
diesem Begriff häufig der Katalog der Bestimmungen respective die willige Befolgung
derselbigen verstanden wird. Ein Regelwerk erlangt wiederum Kraft infolge einer
Uebereinkunft, einer Convention. Wer die Regeln aufstellt, wer das Zustandekommen
der Convention herbeiführt oder gar erzwingt – und all dies mit welcher Befugnis, das
ist allumfassend sehr schwer zu beantworten, hierüber können viele gelehrte Bücher
geschrieben werden {ich hab mal eines angefangen…}. Fest steht, daß das Wesen
Mensch Hierarchien wünscht und baut, das ist eine seiner Grundeigenschaften. Ohne
Relationen wie Vorgesetzter und Untergebener, Scheef und Schakl, Obrigkeit und
Abhängigkeit ist die Menschliche Gesellschaft nicht vorstellbar – schon allein deswegen
nicht, weil es immer Personen gegeben hat und auch geben wird, die das Commando
an sich reißen und zugleich geschickt Werkzeuge finden, um ihrer erklärten Stellung
Geltung zu verschaffen. Ist ein System erst einmal établiert ~ das dann Kirche, Staat,
Partei, Privatwirtschaft, Kunstakademie, Carnevalclub, Sportverein… oder wie auch
immer bezeichnet wird [der Kreíergeist ist grenzenstad] werfen die Teilnehmer, die
‚Spielcameraden‘, einander Competenzen wie Bälle zu und ernennen sich gegenseitig
feierlich zu diesem und zu jenem. Grüß GOTT, Herr Bischof ~ Servus, Herr Hofrat. Nix
als Conventionen… sie stehn nicht in die Stufen des Firmamentums gemeißelt, es sind
allesamt menschliche constructa; gleichwohl haben wir uns sehr an sie gewöhnt, und
es gibt sogar welche, die Freude machen {siehe ‚Servus Herr Hofrat‘ undsoweiter}. =
Es wird unter anderem eine Sache als ‚Spiel‘ bezeichnet, die außer dem Regelwerk,
welches ihr zugrund liegt, sehr weit davon entfernt ist: der vielbeachtete öffentliche
Kampf zwischen zwei bekannten Fußballmannschaften. Nun, für die Sportler ist das
härteste, allerdings astronomisch überbezahlte körperliche Arbeit. Für die Zuseher ist
das Abreagiergelegenheit, Nervenkitzel, Chauvinismusübung, Streitquelle. Und für die
Functionäre, Organisatoren und wer sonst noch dahintersteckt, ist das vor allem ein
Riesen-Riesen-Geschäft. A scheen’s Spüü. Verdient den Orden Cultureller Aesthetik…
wobei Ehrenzeichenverleihung sicherlich auch bloß eine Convention ist. = Weiters ein
seltsamer Begriff in Verbindung mit dem [grad noch] actuellen Nationalrat ohne
durch eine feste Coalition getragene verläßliche Mehrheit: „Das freie ‚Spiel‘ der
parlamentarischen Kräfte“. Des hat no‘ gfööd. Ehemalige politische ‚ziemlich beste
Freunde‘ sind angefressen und üben Rache da, Vergeltung hie. Und das alles, weil
zwei Deppen [pardon… wer ein Depp ist, das ist auch nur eine Convention] in ein
anfangerhaftes Legerl getappt sind, was die Presse hemmungslos ausgeschlachtet
hat [nota bene: ‚Pressefreiheit‘ ist auch nur eine Convention, und zwar, uti figura
docet, ned die beste]. ~ Der Heilige Paulus schreibt: „Wo aber Obrigkeit ist, die ist
von GOTT verordnet“. Das mag wohl sein. Aber sind denn die unzähligen kleinen
und großen wichtigmacherischen Conventionen ebenso vom HERRN befohlen…
Zumal: Je mehr wir hierüber nachsinnen, desto eher wird es uns bewußt, daß
nahzu alles bloß Convention ist; es gibt nur ganz wenige wirkliche Ausnahmen.
Eine allgegenwärtige, maßlos überbewertete Convention ist das liebe Göld; ist
etwa auch dieses vom ALLMÄCHTIGEN angeschafft… hier führen wir unsre
Gedanken, so GOTT will, nächstes Monat weiter.
CHRISTUS spricht: FACITE VOBIS AMICOS DE MAMONA INIQUITATIS
Machet euch Freunde von dem Geld der Ungerechtigkeit {Luc 16, 9}
Ich wünsch uns einen sonnigen Spätsommer.
Amen.
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