Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

November 2019

SCHRIFT~Lectio  I.Petrus 2, 13-17

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

In der HEILIGEN SCHRIFT, insonderheit im Neuen Testament, wird der Begriff

‚Obrigkeit‘, original griechisch ξουσίαmehrfach genannt. {Da das griechische

Wort zugleich auch Macht sowie Vollmacht bedeutet, erscheint es hierin gar 

einhundertundzweimal; der Uebersetzer mußte jedesmal aus dem contextus

logisch erschließen, wann welcher Sinn gemeint ist.} Mit der Erwähnung des

Begriffs ist in der Regel die Ermahnung verbunden = kurz resümiert = : „Seid

untertan aller menschlichen Ordnung“ [Lectio, Vers 13]. Ich will keineswegs die

SCHRIFT kritisieren, gleichwohl bin ich der Auffassung {und alle, die mich gut

kennen, wissen, daß ich dieser Ansicht bin}, daß obiges zu weit gefaßt sei. 

Diese Universalisierung suggeriert nämlich, daß jede irdische Ordnung, jeder

Obrigkeitsbeschluß, jedes Hierarchiesystem und jede Convention [denn letztlich

sind alle menschlichen règlements bloß mehr oder weniger willig mitgetragene

Übereinkünfte] gut und für das Gemeinwohl förderlich sei. Daß dies nicht zutrifft,

wissen wir aus der Geschichte. Manchmal collidiert Convention mit Convention. 

Und dann gilt in der Regel das Recht des Stärkeren. Hierzu nenn ich ein exemplum

aus der jüngeren Österreichischen Historie… woran wir zugleich auch klar sehn,

wie sehr das vielgeliebte, oft gar vergötzte Göld nur eine Convention ist. ~ In

ärgsten wirtschaftlichen Zeiten hatte Bürgermeister Michael Unterguggenberger

in Wörgl eine Complementärwährung eingeführt: das Umlaufgesicherte Freigeld

(auch Physiokratisches Geld – oder ungenau Schwundgeld genannt). Grundgedanke

war, daß das Göld nicht gehortet, vielmehr schnell ausgegeben respective investiert

werden sollte, damit Bewegung ins Geschäftsleben kommt. Noten, die bis zu einem

vermerkten Datum nicht in Umlauf gebracht worden waren, haben eine stufenweise

Abwertung erfahren. Der Versuch hatte Erfolg; Geldkreislauf, Industrie und Handel

wurden angekurbelt, Rückstände abgebaut, Arbeitslosigkeit vermindert. Es wird

veranschlagt, daß während der nur vierzehn Monate dieser Praxis die emittierte

Complementärgeldmenge über vierhundertmal rundumgelaufen ist… denn jeder

hatte sich beeilt, die Wörgl=Schillinge im vollwertigen Zustand auszugeben. Ja,

bloß vierzehn Monate hatte dieser Mechanismus Bestand, denn auf Einspruch der

Österreichischen Nationalbank wurde er verboten… anstatt ihn nachzuahmen.

Wörgl hatte die Action, infolge Androhung von Militäreinsatz, im Herbst 1933

eingestellt. Convention gegen Convention = gleich dreifach: Umlaufsicherung

contra Reservenaufbewahrungsfunction des Gelds, Gemeinde contra Gesamtstaat,

erfolgreiche Innovation contra institutionelles Weiterwurschtln. Und am Schluß

der Sieg des Stärkeren, aber nicht unbedingt Klügeren. ~ Eine weitere allseits

augenfällige Convention ist die Kleidungsmode. Wie sie entsteht, respective warum

sie sich wandelt und auf wessen Commando = das ist gewiß eine aufschlußreiche

Studie, für die aber hier, in beiden Bedeutungen, nicht der Platz ist. Doch schaun

wir uns Bilder an von den Gewändern der Gesellschaft um 1750… dann um 1830…

dann in der Moderne. Die Erscheinung wird stetig schlichter, ich könnt fast sagen,

einheitlicher. Vor allem für die Herrenwelt; laut des britischen Gelehrten John Carl

Fluegel (1884-1955) ist dabei ‚die Große Männliche Entsagung‘ zu beobachten

(‚The Great Male Renunciation‘, siehe The Psychology of Clothes, 1930): die

gentlemen verzichten auf Farbe, Pracht, Beiwerk – wir mögen auch accessoires

sagen. Das Ergebnis sind langweilige Einreiheranzüge, neuerdings gar ohne

Krawatte, wie es uns der ehemalige und wohl künftige Bundeskanzler Kurz gern

vormacht. [Als er im Herbst 2017, noch ned Regierungs=Chef, ausnahmsweis mal

mit Krawatte erschienen war, hat ein Journalist stichlig von der ‚Kanzler=Uniform‘

gesprochen; aber der Anzug mit offenem Hemdkragen ist das bald eher.] Die

‚Obrigkeit‘ bei der Mode ist der Socialzwang – und dessen Anhängerschaft. Kurz:

Alles, was von der ‚Norm‘ deutlich abweicht, ist schlecht und verwerflich. Subcultur

 zum Auskreisen. Und diese Art ‚Obrigkeit‘ produciert nicht bloß die Kleiderordnung,

auf ‚Denglisch‘ den dress code, vielmehr auch die allgegenwärtigen Vorurteile.

Einem farbenfroh gewandeten Herrn werden oft eklige Neigungen unterstellt; die

höflichste Commentierung ist die Frage „Sind Sie Künstler“. Man soll ned denken, daß

solche Vorverurteilungen die Eigentümlichkeit des Pöbels seien = sie gehn durch alle

socialen Schichten. Das heißt: nicht nur die Mode ist eine Convention, das genormte

Urteilen ist auch eine. ~ Wie wir wissen, sind auch Titelführung und Titelverleihung

Conventionen. Der actuelle Anlaß der Erwähnung dieses Gegenstands ist der

 gerichtliche Streit des rechtmäßigen Kaisers von Österreich wegen der Benützung

der Partikel ‚von‘. Hierzu Karl II. wörtlich: das Verbot der Führung historischer

aristokratischer Titel und Praedicate gehört „auf die Müllhalde der Geschichte“. 

  Ich könnt dies gern commentieren, selbst wenn darüber disputiert werden mag, ob

das Thema in eine Predigt gehört. Denken wir an den alten Sager: „Ein Geistlicher

darf über alles reden = nur ned über zwanzig Minuten“. Also, Liebe Freunde, wenn

Ihr dies wünschts, schreiben wir nächstes Jahr darüber. ~ Zwischenergebnis. Ist

denn alles nur menschengemachte Convention… Nun, alles sicherlich nicht, aber

sehr=sehr vieles. Atheisten und ähnlich ‚geistlich Arme‘ {confer Matth. 5, 3… aber

ob sie wirklich selig sind, das ist ein arg schwerer Stoff für sich, ein andermal

mögen wir gemeinsam darüber nachdenken} meinen, auch der Glaube an ein
HÖCHSTES WESEN sei nur Convention, der Mensch habe ‚die Gottheit erdichtet‘.

Das seh ich völlig conträr. Logisch zwingend schlüssige GOTTESbeweise gibt es

nicht [darüber haben wir schon geschrieben, IX. und X. 2016], aber ein subiectiver

Beweis ist gewiß unsre tägliche GOTTESerfahrung. Und diese möge uns Christen 

stets in Dankbarkeit bewußt und gegenwärtig sein.

 

 

CHRISTUS spricht: BEATI MUNDO CORDE QUONIAM IPSI DEUM VIDEBUNT

Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden GOTT schauen. {Mt 5, 8.}

 

Ich wünsch uns eine im HERRN gesegnete besinnliche Adventus~Zeit.

 

Amen.