Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Dezember 2019
SCHRIFT~Lectio Matthäus 1, 18 bis 25
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Wien ist voller Christkindlmärkte… vor allem in der Inneren Stadt spazier ich als
der notorische Großstadtflaneur von dem einen auf den nächsten… Die Preise sind
überhöht, ich geb sie auch ned aus = obschon ich den Standerlbesitzern durchaus
das gute Geschäft vergönn = , ich geh aber gern mal durch, um die Stimmung
einzufangen und um die aufbautechnische Professionalität zu würdigen. Ned nach
meinem Gusto ist die Kälte, denn damit kann man mich jagen, Fest hin, Fest her. ~
Erlaubts mir, heut keinen trückerten theologischen Vortrag zu halten; die erhabene
wie ergreifende Weihnachtsgeschichte der HEILIGEN SCHRIFT {vorgelesen meist
gemäß Lucas 2, 1 bis 20} kennt Ihr seit Jahrzehnten auswendig = und die gelehrte
Auslegung könnt Ihr tausendfach nachschlagen. Es sei mir also gestattet, einige
sehr persönliche, teils heitere Anmerkungen zum HOHEN CHRISTFEST zu machen. ~
In meinem Elternhaus ist Weihnacht nur mit mäßigem Aufwand celebriert worden,
und das hat seine Gründe. Meine Mutter hatte traurige Associationen zum FEST,
denn ihre Mutter, meine Großmutter, war an einem Heiligen Abend verstorben,
erst knapp über vierzig; weiters, zu allem Überfluß hat es um die nachfolgende
Beisetzungsfeier einen Geistlichen-Streit gegeben, denn meine Großmutter war
Protestantin und ihr Ehemann, mein Großvater, war Katholik. Nebenbei bemerkt:
Liebe Freunde, Ihr wißts, daß ich ein großer Gegner der ‚Trennung‘ der diversen
Christlichen Confessionen bin, selbst dann, wenn es Mitmenschen gibt, die mich
deswegen zur öffentlichen Steinigung freigeben würden. Zum vorigen kommt, daß
mein stets fröhlicher Vater seinen profunden Glauben, seine CHRISTUSfrömmigkeit
eher nach innen, in seiner Seele gelebt und sich gern als Freigeist gegeben hatte ~
der er sicherlich auch war ~ und daher fast alle Conventionen [zumindest scheinbar]
belächelte. Ich denk, meine Eltern haben CHRISTFEST vorwiegend mir, ihrem kleinen
Bub zulieb, gefeiert, mit eher verhaltener Ceremonie. ~ Irgendwann wurd ich ein
großer Bub und hab geheiratet. Mein Vater war bereits im HIMMEL, und nach
seinem Heimgang hatten meine Mutter und ich beschlossen, daß wir nur noch mit
Kleinaufwand Weihnacht feiern, mit einem überhaps achtzig Centimeter hohen
künstlichen Christbaum. Culinarisch haben wir sicherlich etwas ganz Specielles,
meist Hirschbraten herbeigezaubert, aber da wir unter dem Commando meiner
Mutter jeden Tag ein Festmahl mit hochelegantem Tafelgeschirr und Silberservice
hatten, war der Unterschied ned allzu groß. Und dann war die erste Weihnachtszeit
da, die ich als Ehemann erlebt hab. Meine Frau Friederike hatte in der Stadt einen
Adventkranz erstanden. Für mich war das etwas nahzu ‚Exotisches‘, maßen in
meinem Elternhaus es nie einen Adventkranz gegeben hatte, die Gründe hierfür
sind aus obigem erschließbar; weiters kommt meine Familie aus der Calvinischen
Tradition, wo solch conventionelle Äußerlichkeiten weniger gepflegt werden.
Nebenbei festgehalten: den sehr katholischen Adventkranz hat ein Hamburger
Protestant créiert, mein berühmter Theologen~College und Philanthrop Johann
Hinrich Wichern, anno 1839. Oh… hurraa, iubilaeum! Einhundertundachtzig Jahr‘
Adventkranz! ~ Also, Erster Adventus war gekommen, und ich hab sogleich freudig
alle vier Kerzln angeflammt. Denn ich hätt jene Dekoration sonst als knauserärmlich
empfunden, zudem wär meine Vorliebe für Symmetrie verletzt gewesen. Friederike
schaut, staunt… und schimpft: „Löwchen!! Was ist das für ein Sakrileg… wir sind heut
bei der ersten Stufe… blas sofort drei Flammen aus!!“ Und ich hab erwidert: „Sakrileg?
Im Gegenteil! CHRISTUS ist doch nicht stufenweis gekommen!“ Meine Frau ist
nachdenklich geworden… und hat meine theologische Begründung gelten lassen.
Dreieinhalb Wochen später hat Friederike das Commando ausgegeben {ich hab mich
stets gern bevormunden lassen von meinen Damen… so wird vieles stillschweigend
delegiert…}: „Wir feiern Weihnachten, wie es sich gehört, nach sämtlichen Regeln der
Kunst“. Ich hab incompetent angeregt, Gebäck zu holen. Aber meine Frau: „Nein!!
Gebacken wird selbstverständlich daheim. Schon allein wegen des Dufts… Dieser
herrliche Weihnachtsduft! Wie zu meiner Kindheit!“ Und es hat riesig viel Aufwand
gegeben… und auch reichlich Duft. So haben wir einige Jahr‘ weitercelebriert. Unser
Sohn war geboren… und die Feier wurde noch opulenter. Unser Bub Carl~Christian
hat, wenn ich mich recht entsinn, zu seinem dritten CHRISTFEST einen sehr großen
und schönen Löwen bekommen. Es warn freudige FESTE… und selbst meine eher
zurückhaltende Mutter hat dies gewürdigt: „Friederike, mit Deinen Weihnachtsfeiern
hast Du meine Kindheit zurückgezaubert“. ~ Meine Frau ist früh in den HIMMEL gerufen
worden, im selben Jahr wie meine Mutter. Carl~Christian und ich haben den Aufwand
wieder stark reduciert… alle paar Wochen die Arbeit, vor allem das Putzen hinterher…
dazu sind wir zu kommod. Mein Sohn ist inzwischen erwachsen… aber Löwe Waufried
bewacht uns treu, nach wie vor. Und Mutters kleiner künstlicher Christbaum steht das
ganze Jahr über im Saal unsres Hauses, im Zeichen der Ewigen Weihnacht, der
Continuierlichen Parusie, der Immerwährenden Gegenwart unsres HERRN CHRISTUS
IESUS. Wenn ER es erlaubt, daß ich Großvater oder gar Urgroßvater werd, dann
feiern wir CHRISTFEST wieder aufwendiger, ich gelob dies. Und ich hoff, daß ich
meine Lebenscameradin Ingrid~Fée, die auch ned übermäßig beharrlich in der
Brauchtumspflege ist, auch hierzu bewegen werd können. ~ Bis dahin, Freunde…
und gewiß auch danach: CHRISTFEST mög in unserm Geist, in unserm Herzen
stattfinden, nicht zeitlich begrenzt, vielmehr jeden Tag. In Engagement, Acceptanz,
Brüderlichkeit, Teilungsbereitschaft… in Bewahrung unsrer culturellen Schätze… vor
allem in FRIEDEN ~ und im Heranführen der Wankenden an unsern HERRN und HEILAND.
CHRISTUS SPRICHT: OMNIS QUI VENIT AD ME ET AUDIT SERMONES MEOS ET FACIT EOS
OSTENDAM VOBIS CUI SIMILIS EST {Lucas 6, 47}
Jeden, der zu mir kommt und meine Rede{n} hört und sie in Taten umsetzt,
will ich euch zeigen, wem er ähnlich ist.
Ich wünsch uns eine fröhliche Sanct~Nicolo~Feier, ein GESEGNETES CHRISTFEST
sowie einen beschwingten Jahreswechsel mit viel Sect.
Amen.
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