Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Februar 2020

SCHRIFT~Lectio  I.Pet 4, 10=11.

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

Wir sind mitten in der Carnevalssaison… es wird also Zeit für ernste Gedanken.

In den vergangenen Monaten hab ich viel geschrieben über Conventionen, Ränge, 

 Ordnungen und andere menschliche constructa, die uns überall umgeben. Heut

stell ich die vielleicht ketzerisch anmutende quaestio, ob nun der Carneval eine

Parodie auf Politik und Sociale Hierarchien sei… oder {wenn wir genau hingucken}

ob es nicht eher andersherum sei: Staatslenkung und gesellschaftliche Stufung =

eine mäßige Nachahmung des Carnevals. Schaun wir mal: In den fröhlich=ernsten

Narrengilden gibt es Präsidenten {in Villach, der österreichischen Hochburg des

Faschingsbrauchtums, heißt es Kanzler}, Vorstände, Elferratsherren, Specialisten,

militärische Garden in historischen Monturen mit Dienstgraden und Distinctionen, 

eher im Hintergrund wirkende, jedoch enorm wichtige Schatzmeister, zudem noch

zahlreiche Functionsträger gemäß einer strengen Hierarchie… und es gibt auch

den eleganten, wortgewandten Sitzungspräsidenten als Obmann und Ordinator

des Närrischen Parlaments. {War denn Mister John Simon Bercow mit seinem

notorischen „ooordeeer“ ned bloß eine etwas groteske, barbiergesellenhaft 

gekleidete Nachahmung davon… sehts, Freunde, wir kommen der Sache schon

näher… soll ich etwa noch weitere Namen nennen aus dem großen ensemble der

Politischen Clowns… die Seite wär damit gach gefüllt.} Wie wir wissen, ist der

Carneval ein Teil des Kirchenjahrs, die heitere Auflockerung vor der vierzig Tag‘

währenden strengen Fastenzeit; er ist tausendjähriges christliches Brauchtum.

In gut katholischen Ortschaften schwingt diese Tradition mit in den Köpfen der

Obernarren, daher verwalten sie ihre Ehrenämter mit kraftvollem Einsatz und mit

Ernsthaftigkeit… Stichelzungen fragen oftmals, ob Elferratsherren überhaupt

fähig seien zu lachen. Einsatz und Ernst… sie sind in der Politik, deren Persiflage

der Carneval sein soll, häufig abwesend; daher sind in ihr oft hochgradig seltsame

Ereignisse und Beschlüsse zu vernehmen, wofür auch meist riesige Göldbeträge

ausgegeben werden. Also nun wirklich: wer parodiert hier wen… ~ Es gibt zur

Fünften Jahreszeit vielerorts eine Symbolgestalt mit dem Titel ‚Prinz Carneval‘.

Er hatte in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts noch ‚Held Carneval‘

geheißen = man hegte, als es in deutschsprachigen Landen noch Kronprinzen,

Erbprinzen und sonstige Fürstensprößlinge gab, anfangs zuviel Respect vor

dem Wort ‚Prinz‘. Dann wurde der ‚Held‘ umbenannt… denn ein Held kann ja

jeder sein, es gibt sogar, im Communismus etwa, {o Schreck, verlåß mi‘:} die

‚Helden der Arbeit‘, wer sich bloß sowas ausdenkt. Und… wir kennen den Sager

von Michel de Montaigne: „Niemand ist ein Held vor seinem Cammerdiener“.

Umbenannt also, aber ned ganz präcis, wie ich mein‘. König Carneval oder Fürst

Carneval wär genauer, denn Seine Tollität regiert nominell als Ortsoberhaupt

[Prinzen herrschen ned, sie warten höchstens in den Startlöchern drauf, wie

der arme liebe britische Thronfolger Karl, seit nunmehr achtundsechzig Jahr‘]

und hat einen honorablen Hofstaat = Kellermeister, Hofmarschall, Leibarzt,

Hofnarr undsofort = um sich. Auch Damen sind in der Entourage, in langen, dem

Barock nachempfundenen Roben. Prachtvoll und repräsentativ, all dies… etwa wie

Walt Disney’s Illustrationen zu den Hofballscenen des allbekannten Märchens

Cinderella. Und das ist es, was der Mensch braucht: bewundern und bewundert

werden. Ned so eine fade ‚Demokratie‘ im Einheitsgrau, seit Kurz=Kogler gar

crawattenstad. Mäßige Nachahmung… wissen wir schon. Weiters: a bissal

Märchen benötigt der Mensch ebenso, es führt ihn hie und da aus dem von den

Oberen dieser Gesellschaftsordnung zu Fleiß dictierten schlichten Einheitspüree

hinaus {auch ein aufregender Stoff für sich!}. ~ Prinzen gibt es auch außerhalb

des Carnevals. Das heißt speciell für Oesterreich: es hat sie dereinst gegeben mit

 öffentlichrechtlicher Geltung… jetzt gibt es sie, zusammen mit all den andern

Familientitelträgern, nur noch unter der Hand. Und hiermit verlassen wir nun

[leider…] das Carnevalsthema. ~ Schaun wir zu unsern Nachbarn, erst nach

Westen, dann nach Osten. In Deutschland ist die Aristokratie als Stand auch

abgeschafft worden, anno 1919, ein Jahr später als in Oesterreich. Aaaber…

es wurden nicht die Titel und Partikeln herausgeschnitten! Sie sind vielmehr

zu ‚Bestandteilen des bürgerlichen Namens‘ erklärt worden, analog zu vielen

mehrgliedrigen väterlichen Namen wie Meyer-Landrut {ich fang bewußt mit

der attractiven Künstlerdame an}, Lernet-Holenia oder Wagner-Trenkwitz.

Sit venia verbis… die folgende Aussage mög mir großmütig vergeben werden:

Hier haben die Oesterreicher zum Piefkewerkzeug gegriffen: ‚rigoros aus der

Wölt schaffn!!‘ = während die Deutschen die austriakisch gestrickte Methode

gewählt haben. Eine Österreichische Lösung geht bekanntlich nach dem Princip,

daß sowohl das Löwerl satt wird, wie auch die Gazöö’n erhalten bleibt. Es ist so

in Old Germany: die Gleichmacher sind gesättigt, denn den Aristokratenstand gibt

es nicht mehr = aber Titel und Partikeln durften bleiben. Sehr geschickt. Gucken

wir jetzt in die andre Richtung, nach Ungarn. Nachdem dort der Communismus

abgeschüttelt worden war, haben die Staatsrechtler~Collegen allmählich, wenn

auch commod, einen Weg beschritten, einen modus vivendi gefunden, der gar

ned amål so teppert ist. Und hier setzen wir unsre Gedanken heiter, wenn auch

weniger carnevalistisch, in Erwartung der Frühlingssonne, nächstes Monat fort.

 

 

CHRISTUS spricht: TUNC ERIT TIBI GLORIA CORAM SIMUL DISCUMBENTIBUS {Luc 14, 10c}

Dann wird dir Ehre [zuteil] werden vor denen, die sich zugleich [mit dir] zu Tisch legen.

 

Ich wünsch uns eine fröhliche Fünfte Jahreszeit

und eine elegante seelenlabende Ballsaison.

 

Amen.