Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Juni 2020

SCHRIFT~LECTIO  Jesaja [Ēsaïas] 32, 1 bis 8  

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

Führen wir unsre lange Gedankenreihe zum ‚Christlichen Abendland‘ fröhlich

fort. ~ Unser Zwischenergebnis vom Vormonat: Papst Leo III. und Kaiser Karl 

der Große haben den Occidens Christianus gefestigt… und hiermit auch den 

Grundstein zum ‚Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation‘ gelegt. Nota bene,

auch ein diaphorischer, das heißt Meinungsdifferenzen zeitigender Begriff… um

ned gleich zu sagen: diaphoretisch, im medicinischen Sinn schweißltreibnd. Denn…

‚Heilig‘ war es nicht, wodurch denn auch. Höchstens gemäß dem staatsrechtlichen

constructum des GOTTESgnadentums. Hierüber haben wir schon berichtet, sehts

December 2018. Überhaupt, was ist schon ‚heilig’… hierüber schreiben wir ein

andermal, ich freu mich drauf, wie Ihr mich kennts. ‚Römisch‘ war es ebensowenig,

das ist nur eine Benennung in Anlehnung an das lateinischsprachige Imperium

Romanum, das im westlichen Bereich anno 476 untergegangen ist. Schlüsselbegriff:

translatio imperii, ein Theorem, laut dessen ein nächstes Weltreich ein vormaliges

weiterführt. Und ‚deutsch‘ war es auch nur zum Teil. ~ Wenn wir schon bei obigem

Namen angelangt sind: Es ist wenigen bekannt, daß das Reich amtlich niemals so

geheißen hat. Ganz knapp in nuce. Zunächst wurde die Bezeichnung Imperium

Francorum orientalium beibehalten, Reich der Ostfranken… leicht belustigend

deswegen, weil es hier grad um occidens geht. {Gewiß: ost und west sind relativ;

das hat Christoph Columbus, der es vorhatte, um die Erdkugel herum nach Indien

zu schippern, auch schon gewußt ~ hat er doch vor der Commission gesagt: Wer

stets nach Westen segelt, gelangt nach Osten. Wär die Neue Welt ned dazwischen

gewesen, hätte seine expeditio die enorm unterschätzte Seestrecke sicherlich ned

durchgehalten. Nebenbei bemerkt: Don Cristóbal hat bis heut directe Nachfahrn;

der gegenwärtige Chef des Hauses Colón ist der 17. Herzog von Veragua, mit dem

von seinem berühmten Ahnherrn ererbten Traditions~Ehrentitel Admiral der

Weltmeere.} Der Name Sacrum Romanorum Imperium kommt erstmalig 1184 auf

und wird dann ab 1254 durchgängig die amtliche Benennung des Reichs. Was nun

die Bezeichnung Regnum Teutonicum, und in speciali den Titel Rex Teutonicus,

Deutscher König, angeht, sind diese Ausdrücke vom Heiligen Stuhl, insonderheit von

den Päpsten Gregorius VII. wie Urbanus II. als Kampfbegriffe  Abgrenzungstermini 

benützt worden, um hiedurch die Herrschaftsansprüche des Rex Romanorum auf alle

’nichtdeutschen‘ Gebiete wie etwa Burgund oder Reichsitalien abzustreiten. Der heut

vielbemühte, wie man meint, ‚officielle‘ Name ‚Heiliges Römisches Reich Deutscher

Nation‘ ist ein neuzeitliches constructum deutschnationaler Historiker=Collegen. ~

Nach diesem excursus mögen wir auf die Worte von Papst Benedictus XVI. verweisen,

mit denen wir voriges Monat unsere Predigt geschlossen haben; lests sie abermals, liebe

Freunde! Trotz der bewegenden geschichtlichen Ausführungen sollen wir also nicht

meinen, daß die Werte, die wir nun als europäische Culturmenschen zu vertreten und

zu verteidigen haben, erst in Roma und in Aachen als Novitäten erdacht worden seien. 

 ~ Ich mag jetzt zur [politisch] linken Modefloskel „Es gibt kein Abendland“, die

irgendwelcher ‚political correctness‘ geschuldet ist und einer multiculturellen

Gesellschaft das Wort reden will, Stellung nehmen. Selbstverständlich gibt es

jenes, schon allein aus geographischen Gründen. Wir hören und lesen auch dies:

„Es gibt kein Christliches Abendland“, dieser terminus beruhe auf einer bloßen

„Fiktion“. Das ist offensichtlich Unsinn. Allerdings mögen wir der {Wienerisch:}

Maschikseite, die den Begriff ‚Christliches Abendland‘ als Separierungsausdruck,

als das eigene Lager rühmende Kampfparole verwendet, auch mit Kritik begegnen.

Das Christliche Abendland gibt es durchaus, spätestens seit Leo Magnus, bei ihm

noch als Abgrenzungsconceptum zum oriens. Aber… es gibt auch das Vorchristliche

Abendland, hierzu gehört sicherlich der Löwenanteil des Classisch~Römischen Erbes,

auf welches sich die Bildungs=Zuständigen seit tausend Jahren ständig berufen

{Gymnasiasten können Arien hiervon singen eingedenk des zu Unrecht meist wenig

geliebten Lateinischunterrichts… ~ mögen sie als Erwachsene erkennen, daß

Arbeiten von Catullus, Horatius, Vergilius zu den Großmeisterwerken der

Weltliteratur zählen}. Es gibt auch das Nichtchristliche Abendland, denken wir

etwa an Flavius Josephus sowie an Gelehrte und Künstler über Jehuda Löw

und Moses Mendelssohn bishin zu Arthur Schnitzler… oder denken wir an die

Mauren und die Kalifate in Spanien, an die traumhaften Baukunstwerke, den

Löwenhof der Alhambra in Granada, die Aljafería zu Saragossa. Und es gibt

auch, leider immer mehr, das christentumsferne Abendland, das aber auch mit

beachtlichen Kunstwerken aufwarten kann. Andererseits gibt es sicherlich das

Christliche Morgenland, wobei ich mich bewußt davor hüte, eine genaue Grenze

zwischen occidens und oriens festzumachen = wie ich dies auch immer tät, würd

es Streit zeitigen. ~ Es gibt aber ebenso das gemeinsame oriental-occidentale

Christentum = und es gibt gewiß die ganzheitliche west-ost-europäische Cultur.

All dies müssen wir schützen, hüten, conservieren vor Überfremdung, Ausdünnung,

‚Relativierung‘. Genauso wie andere Culturkreise, wie etwa der chinesische, der

arabische, der africanische, ihre Besonderheiten verteidigen und hochhalten

mögen. Wir sollen für  u n s e r e  specielle Schatzcammer einstehn; der ideelle

Anteil ist in der HEILIGEN SCHRIFT zu lesen, den materiellen Anteil bilden die

Millionen von Zeugnissen der  K u n s t . Nächstes Monat mögen wir dies präcisieren.

Schließen wir auch für heut mit einem Wort von Papa Emeritus Benedictus XVI.

„Von der Überzeugung eines SchöpferGOTTES her ist die Idee der Menschenrechte,

die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der

Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das

Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden.“ 

 

 

CHRISTUS spricht: BONUS HOMO DE BONO THESAURO PROFERT BONA 

Der gute Mensch holt aus dem guten Schatz Gutes heraus. {Mt 12, 35.}

 

 

Ich wünsch uns einen sonnigen, fröhlichen Sommer ~ der nun anfangen mög.

 

Amen.