Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Juli 2020
SCHRIFT~Lectio Matthäus Cap. 5 bis 7, BERGPREDIGT
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
Wie wir es in den drei Vormonaten sehn konnten, haben historische Personen
und durch dieselben bewirkte, oft eine scharfe Eigendynamik generierende
Ereignisse gezeitigt, daß das Abendländische Christentum ihre separaten Wege
gegangen ist. {Kleine excursio. In diesem Zusammenhang wird oft das berühmte
Große Schisma apostrophiert. Anno 1054 haben der Delegierte von Papst
Leo IX. ~ wieder ein Löwe… wir sind halt überall ~ Cardinal Humbert von Silva
Candida und der Patriarch von Konstantinūpolis Michael I. Kerularios sich
gegenseitig excommuniciert. Dies wird häufig als Grund und Anfang der Trennung
von Westkirche und Ostkirche genannt, aber das ist eine Engführung. Nach
der seligen Wolkenfahrt von Papst und Patriarch warn die beiden Bannsprüche eh
ned mehr wirksam = weiters hatte das Schisma sehr verwickelte, eher politische
denn theologisch~dogmatische, sich über Jahrhunderte hinschleifende Gründe,
die erst 1729 = sic! = zur definitiven Trennung geführt haben. Wenn gewünscht,
schreiben wir ein andermal hierüber.} Das langwierige Auseinanderdriften
der beiden Richtungen hat zahlreiche Unterschiede erzeugt, angefangen bei
Äußerlichkeiten wie der Tracht und den Würdezeichen der Geistlichen ~ über die
Liturgie {wer schon einen Griechisch~Orthodoxen GOTTESdienst mitgefeiert hat,
der weiß, was ich mein} bis hin zur christliche Inhalte tragenden K u n s t .
Gemeinsam haben wir sicherlich die HEILIGE SCHRIFT = zumindest weitgehend =
in ihrer canonisierten Fassung ~ von den Auslegungen abstrahiert. Und hierin ist
recht deutlich zu lesen, was c h r i s t l i c h ist. Wenigstens die BERGPREDIGT
unsres HERRN sollte jeder Christenmensch genau kennen. Ja… und soweit es geht,
auch befolgen, Ellenbogengesellschaft hin oder her. {Soweit es geht… hierüber
schreiben wir auch ein andermal, die Themata sammeln sich, wie Ihr sehts.}
Ich mein jetzt nicht so etwas wie „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, denn
diese dreifache Freude gibt es fast nur in der Theorie; und die Lesart, die in der
Praxis vorkommt, ist arg eingegrenzt. Zum einen durch die gestrenge Obrigkeit
[ich mag dies Wort ned, auch das damit verbundene sprachliche Bild „hoch und
niedrig“ ned = denn was die Menschenwürde ~ gar mit christlichem Vorzeichen ~
angeht, gibt es kein ‚oben und unten‘] mit ihren Vorschriften und Restrictionen.
Zum andern durch die allgegenwärtigen ‚bürgerlichen‘ Conventionen, die auf die
Spitze getrieben gar in eine Dictatur des Pöbels münden können: jeder hat sich
anzupassen – und alles, was abweicht, muß weg. Und zum dritten durch die arg
ungerechte Verteilung des Gölds. Mehr Göld = mehr Freiheit, das leuchtet ein…
und von Gleichheit und Brüderlichkeit redet dabei niemand. Wie wir aus dem
Geschichtsbuch wissen, verwenden politische Dictaturen gern und oft die besagte
dreifache Losung. Aber: alle Dictaturen haben Feindbilder, die einen im Ausfluß der
‚Ideologie‘, die andern aus schierer Angst vor dem Kritischen Geist. Und in solchen
‚totalitären‘ Systemen gelten liberté, égalité, fraternité für jene Feindseite
’selbstverständlich‘ nicht, und zwar zum Wohl wie zum Frieden der Conformen.
Haben wir denn ned eine Dictatur des Capitals… = Es ist mir bewußt, daß ich
hiermit nix Neues sag… jeder, der nachdenkt, erkennt all dies; bloß fast keiner
traut sich, dagegen öffentlich Stellung zu beziehn – aus Bequemlichkeit, Gewohnheit,
Couragemangel, Absicherungsmentalität. Der Staat leistet dieser Einstellung leider
Vorschub – etwa durch ‚Betonierung‘ [in sensu duplice Vindobonensi] der ‚Trennung
von Kirche und Staat‘; ich bin ein Gegner des geschichtswidrigen Laïcismus, der in
Frankreich seinen Gipfel erklimmt. ~ Wir, die wir an den HERRN glauben, mögen,
soweit es in unsrer Macht steht, gemäß der Weisung unsres MEISTERS IESUS
CHRISTUS leben ~ d a s ist c h r i s t l i c h . == Das speciell Abendländische
fußt auf dem Griechischen Erbe, denkts an Philosophie, Staatsrecht, Mathematik,
Kunst… denkts an Plátōn und Aristotélēs, Sólōn und Periklês, Pythagóras und
Eykleídēs wie an die Kunstwerke Laokóōn und die Aphrodítē, meist genannt
latinisiert die Vĕnus von Milo. {Ich fleh Euch an, betont die Namen richtig; fast
alle tun ’s ungriechisch.} Die Römer, als ihr Reich noch in Ordnung war, haben
all dies weitergeführt. Insonderheit die Bildende Kunst ist später im Trecento, im
vierzehnten Jahrhundert, infolge sachkundiger Rückbesinnung, in den Italienischen
Rinascimento gemündet… in Wien ist eine der schönsten und reichsten Sammlungen
von Oelbildern aus jener Zeit zu bewundern… ich könnt auf Anhieb Dutzende von
Malerkünstlern nennen; ein Grund für meine Leser, wieder mal ins Museum zu gehn.
Der Rinascimento hat den Barock geboren in seinen Lesarten, diesem sind gefolgt
Classicismus, Romantik, Historismus, Impressionismus, Secession… nur um wenige
zu nennen ~ in Architektur, Malerei, Musik, Literatur, Kunsthandwerk… aber auch in
Mode und Manieren. Und, liebe Freunde, das alles ist unser Erbe, unser Besitz, unsre
C u l t u r , wir sind verpflichtet, all dies zu pflegen, zu mehren, zu tradieren ~ und auch
zu verteidigen gegen ‚moderne‘ Gleichmachereien und Nivellierungen, ‚Globalismus‘
hin oder her. Und d a s z u s a m m e n , Glaube und Kunst, ist ‚Christliches Abendland‘,
das ist u n s r e Europäische Cultur. Die Schätze Europas sind keine Schleuderware,
zum Ausverkaufen, zum Vermodernlassen, zum Relativieren! ~ Wir schließen nun dies
Thema, nunmehr in vierter Folge, mit einem Epigramma meines Wiener Lieblingsdichters
Josef Weinheber, ‚Die Maßgebenden‘, geschrieben 1933, vor knapp neunzig Jahren.
Sie haben Europa verramscht und verwüstet.
Wir sahen zu in Geduld.
Da nichts mehr zu holen ist, schrein sie entrüstet:
Die Zuschauer sind schuld.
Freunde, schaun wir ned zu… sondern wirken wir löwenmutig entgegen.
Nächstes Monat, so dies der HERR erlaubt, denken wir über die Kunst nach.
CHRISTUS spricht:
ESTOTE ERGO VOS PERFECTI SICUT ET PATER VESTER COELESTIS PERFECTUS EST
Seid ihr also vorbildlich, wie auch euer Himmlischer VATER vorbildlich ist. {Mt 5, 48}
Ich wünsch uns einen erholsamen Sommer,
den Kranken Gesundheit, den Einsamen Gesellschaft und allen Humor wie Frieden.
Amen.
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