Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

August 2020

SCHRIFT~Lectio  1.Könige 7, 13=22 

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

 

In sehr vielen Großstädten der christlichen, westeuropäische Culturtradition

pflegenden Welt steht an jeweils exponierter Stelle ein großes prunkvolles

Gebäude, das den Namen = ins Deutsche übertragen = Museum für Schöne

Künste trägt. In Wiens Schwesterstadt Budapest, in Roma und Fizenze, in

Lyon, Marseille und Strasbourg, in Bruxelles, Gent und Antwerpen, in Rio

de Janeiro, Valencia, Buenos Aires, Montréal… mit der Bezeichnung in der

jeweiligen Landessprache: Museo di Belle Arti, Szépmüvészeti Múzeum,

Musée des Beaux-Arts undsofort, die alle das gleiche bedeuten. Wenn wir

dies ins Bewußtsein rufen… und wenn wir gar in manchen diese Häuser

Tausende von Kunstwerken gesehn haben, dann gelangen wir nach einigem

mußevollen Nachdenken im Lieblings~Plüschsessel zur zweifachen quaestio:

Was ist ‚Kunst’… und, was möglicherweis noch schwerer zu bestimmen ist:

Was ist ’schön‘. Warum die zweite quaestio schwerer [wenn überhaupt] zu

beantworten ist: Zu ‚Kunst‘ erklären kann man vieles, gar mit officieller

Verbindlichkeit [was grad im vorigen wie auch im actuellen Jahrhundert

fortwährend prakticiert wurde und wird… zuvor was das ned üblich, ein

Kunstwerk war ein Kunstwerk, ohne daß es jemand dazu ausgerufen hat],

aber etwas, welcher aesthetischen Stufe auch immer, zu ’schön‘ erklären

geht wohl kaum, zumindest ned mit allgemeiner Acceptanz. ~ Anfänglich

war der ‚Kunst’=Begriff der Gegenterminus zu den Dingen, die in der

Schöpfung, auf Commando des HERRN praesent sind, während Kunst das

Menschengemachte ist. In diesem Sinn verwendet Aristotélēs das Wort

τέχνη (téchnē, das auch das Grundwort für die leider schon übertrieben

allgegenwärtige ‚Technik‘ ist), und diese Bedeutung ist erhalten in den

Ausdrücken wie Kunstleder, Kunsthonig, Kunstherz undsofort. Doch wir

fröhlichen Aestheten verstehn unter Kunst im allgemeinen und vorwiegend

die Bildende Kunst. ~ Diese gibt es, seitdem es den Culturmenschen gibt.

Sie ist eine Gabe der HERRN an uns, zur Freude, als Ausgleich zum lästigen

Zeug, das man ‚Arbeit‘ nennt = und gewiß zur Erbauung, hierauf kommen wir

gleich zurück. Die frühesten uns bekannten Kunstwerke des Menschen

sind die Höhlenmalereien, bis zu 44.000 Jahre alt. Unter den Gelehrten=

Collegen ist es seit jeher streitig, ob sie, respective ob die ersten Kunstwerke

überhaupt, religiös-cultisch inspiriert sind, didaktischen Zwecken dienen

oder ein Ausdruck der Freude an künstlerischer Betätigung sind. Ich denk,

 alle drei. Die früheste bekannte Sculptur ist der berühmte Löwenmensch

aus Mammutbein {keine Predigt ohne Löwe}, circa 40.000 Jahre alt,

ausgestellt in Ulm; die Geschichte seiner Auffindung 1939 und mühseligen

Restauration gleicht einem Abenteuerroman. Er ist knapp über dreißig

Centimeter hoch und mag gern ~ als Löwe sowieso ~ die Eigenschaft

’schön‘ beanspruchen. In Osterreich, im NHM zu Wien, ist die Venus von

Willendorf zu schaun, immerhin überhaps 25.000 Jahre aufweisend; doch

sie ist alles andere als ’schön‘. Ein Kunstwerk ist sie aber unbestritten;

hieraus folgt praktisch=logisch, daß Kunst nicht unbedingt schön sein muß.
Machen wir einen riesigen zeitlichen Satz, zu den Darstellungen der Kreuzigung 

CHRISTI von Matthias Grunewald (1480-1530), es gibt fünf, soviel ich weiß.

Als ’schön‘ können sie wohl kaum charakterisiert werden… als Theologe

sträub ich mich eh dagegen, ein Bild der Hinrichtung unsres MEISTERS als

’schön‘ einzustufen. Aber diese Bilder sind bewegend und zeugen von

Künstlerhand. Nun… was ist denn ’schön’… Ich kann wohl kaum eine bessere

Antwort geben als es der alte Plátōn getan hat, allerdings mit christlicher

Ergänzung: Es gibt eine eigenständige Idee der Schönheit ~ und diese ist

uns Menschen vom HERRN eingegeben = ebenso wie die Vorstellungen von

Moral {vergleiche Kant mit seinem Moralischen GOTTESbeweis! auch ein

Thema zum Schreiben}, Recht und Humor. Ich denk, diese mentalen

Vorgaben des ALLMÄCHTIGEN machen den Menschen zum Menschen.

{Ich will jetzt ned damit anfangen, daß das Schönheitsideal sich schubweis

wandelt. Schauts nur Kinostreifen an, aus 1920, 1950 und einen erst kürzlich

producierten und vergleichts die Damen, die Schönheiten darstellen. Je ein

Bild von Edna Purviance, Rita Hayworth und Jennifer Aniston nebeneinander

= und dann sehts ihr, was ich mein. Philosophisch aufregend ist die quaestio,

wer darüber befindet und mit welcher Competenz, wie das jeweils actuelle

Schönheitsideal ausschaut… aber das führte jetzt zu weit; so dies der HERR

erlaubt, schreiben wir ein andermal darüber.} Ich bin noch die Antwort

schuldig: Was ist Kunst. Laßts mich mit zwei Negativexempla beginnen:

jemand malt mit excrementa… und jemand anderes bepemstelt seinen

nackerten Körper mit Farbe und wälzt sich dann auf einem meterlangen

Bogen Papier (ich will die Namen der ‚artists‘ ned nennen). Das ist für mich

gewiß keine Kunst, obschon die ‚Werke‘ in öffentlichen Sammlungen

[Museum für Schöne Künste?? De gustibus non est disputandum…] zu

schaun sind… ich concedier diesen obiecta höchstens die Eigenschaft, 

zeitgeschichtliche Zeugnisse zu sein. Kunstwerke, liebe Freunde, sind

einerseits Producte, die ein überdurchschnittliches talentum des Urhebers

erkennen lassen, dessen sichtbare Ergebnisse stets verbunden sind mit

dem Menschen in seiner Geschichte, seinem Geist, seinen Empfindungen.

Kunstgegenstände haben anderseits den Sinn der Erbauung, der Freude, der

geistigen Bereicherung, sind Auslöser einer κάθαρσις, einer seelischen

Reinigung, in welcher Richtung auch immer: fröhlich, aesthetisch,

bewegend… Ich  d a n k  unserm HERRN für die Kunst, zu der ich häufig

flüchte, wenn ich etwas Freisein von dieser oft schwierigen Welt brauch.

 

CHRISTUS spricht: UT GAUDIUM MEUM IN VOBIS SIT ET GAUDIUM VESTRUM IMPLEATUR

… auf daß meine Freude in euch sei und eure Freude vervollständigt werde {Joh 15,11}.

 

 

 

Ich wünsch uns allen einen gesegneten goldernen Herbst mit viel gutem Wein.

 

Amen.