Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta
Oktober 2020
SCHRIFT~Lectio I.Cor. 12, 4 bis 12
Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!
„Brüder, zur Sonne, zur Freiheit…“ oder in Uebertragung des russischen Originals
„Смело, товарищи, в ногу!“ noch deutlicher: „Tapfer, Gefährten, im Gleichschritt“…
Freunde, bekommts jetzt keinen Schreck darob, daß ich hier mit einem bekannten
Arbeiterbewegungslied anfang. [Nennen wir aus Correctheit den Namen seines
Varfassers: Leonjid Petrowitsch Radjin.] Ich bin ned zu den militanten Communisten
übergelaufen = obschon einige Haberer der Ansicht sind, ich sei längst ein braver
Saloncommunist, mit meiner Befürwortung einer staatlich verdonnerten und
durchgesetzten gerechten Verteilung der pecunia sowie eines Bedingungslosen
Grundeinkommens… aber das ist ein anderes Thema, das wohl jedem Theologen
in den Sinn kommt, wenn er die Stelle Apostelgeschichte 2, 44 bis 47 auslegt
{schlagts sie doch mal auf; die HEILIGE SCHRIFT freut sich, wenn sie gelesen wird}.
Es geht hier um etwas anderes… und jetzt kommt für Euch der nächste Schreck,
denn ich stell eine gewagte Thesis auf: Keine andere Staatsform, keine Tyrannis,
keine Dictatur, kein ‚Arbeiterparadies‘ hat die Egalisierung des Alltagsmenschen
so weit verwirklicht wie der ‚Freiheitliche‘ Capitalismus. [Nota bene, ich hab bewußt
ned ‚Gleichschaltung‘ geschrieben; dies ist ein feststehender Begriff der Politologie,
auf das sogenannte Dritte Reich gemünzt; dort war die ideologische Gleichschaltung
ausdrücklich staatlich verordnet und executiert.] Es findet eine fortschreitende
Nivellierung statt, und zwar eine solche nach unten. Wohlgemerkt, der ‚moderne‘
Durchschnittsmensch [was nun alles ‚modern‘ ist…] tendiert in einigen speciellen
Bereichen von sich aus zu einer Anpassung nach unten. Etwa wie er sich anzieht.
‚Bloß nicht auffallen‘, ist seine Parole, und wenn er ins Stadtcentrum geht, dann
trägt er, möglicherweis unter einem kleinen Stuckerl Selbstverleugnung (und es
ist gut, wenn eine solche Regung noch existiert!), was ‚alle‘ tragen: das schiache
Zeug, das oft als ‚Freizeitkleidung‘ bezeichnet wird, aber in Wirklichkeit nur
schlampert ist… untergehn in der Masse halt. Ich seh auf dem Wiener Graben
immer weniger elegante Herrschaften. Anfang März, noch vor der Verhängung
der unsäglichen Chinaseuche-Restrictionen [die Mundschutzpflicht ist die reinste
Hysterie] war ich in der Oper. Es war erschreckend, wieviele Männer, anscheinend
die Maiorität, ohne Krawatte warn, etliche haben ned einmal eine anständige Jacke
angehabt. Als ich Gymnasiast war und mit den Operngängen angefangen hab, da
war das noch undenkbar. Die Damen in langen Kleidern, die Herren in Schwarz
oder Nachtblau, vielfach im Smoking und bei einer festlichen Première gar im Frack.
Dereinst war ein Theaterbesuch ein Fest = und jetzt wird alles veralltagisiert. Unter
anderm dies hab ich oben gemeint mit dem Ausdruck ‚fortschreitende Nivellierung‘.
= Meine schlimmste Beobachtung ist diese. Ich steh in der gut gefüllten U=Bahn…
und alle, ja, definitiv sämtliche Menschen um mich herum haben ein Gerät in der
Hand, das wie ein mobile ausschaut, aber wesentlich mehr kann [wie die Dinger
heißen, weiß ich nicht, brauch ich und begehr ich auch ned zu wissen]; sie starren in
diese Werkzeuge hinein und fingern continuierlich daran herum. Sölbstvergessen,
wöltvergessen. Die Kontakte bestehn ned von Mensch zu Mensch, vielmehr von
Mensch zu mobile, in Form von flachen und flachsten ‚Kurznachrichten‘, denn für
classische Briefe eignen sich die winzigen Claviaturen ned. Das culturfeindliche
phainomenon, daß das mobile deutlich stärker beachtet wird als der praesente
Mensch, hat gar einen Namen: phubbing. ~ Kürzlich waren mein Bub und ich zu
Verwandten übers Wochenend eingeladen, in ein im elitären Sinn vornehmes Haus;
der Gastgeber führt einen berühmten Namen. Am zweiten Tag gschlender ich
kamód, wie ich nun mal bin, gegen Mittag von der Gästestube in den Salon.
Durtn hockerln Hauspatron, Ehefrau und verheiratete Tochter… haben jeweils ein
elektronisches Ding auf den Schenkeln und klöppln da hinein. Mein heiterer Gruß
wird nur flüchtig erwidert… ich nehm Platz und glotz bis zum Servieren des
Mittagmahls zu, daß die Herrschaften ‚rechnern‘, anstatt mit mir gelehrt~humorig
zu conversieren. Da war der Schreck auf m e i n e r Seite: Die gesellschaftliche
Oberschicht auch schon!! Was kann man dann ‚weiter unten‘ erwarten… = Der
Professor für Neurologie Jordan Grafman ist der Auffassung, daß das maßlose
Benützen der mobiles das menschliche Gehirn negativ verformt: „Zentrale Aspekte
sozialer Kommunikation wie Anwesenheit, Gestik und Mimik werden dabei
eliminiert“. Freunde, so entsteht der gleichgestanzte ‚Rechnermensch‘. Und, ad
marginem: daß diese allgegenwärtige Elektronisiererei nachweislich Riesenmassen
Energie vernichtet, darüber regen sich die Umweltschützer ned auf. = Eine andere
Dauererfahrung: ‚Leute, kauft dieses, Leute, kauft jenes…‘ Schwestern und Brüder,
wir werden täglich tausendfach hemmungslos von Reclame beworfen, auf den letzten
Seiten der Zeitungen, auf Plakaten in der Stadt, in unser aller Lieblingsarbeitswerkzeug,
dem Rechner, und vor allem in der Television. Die Massenware muß gach weg, es soll
ja keiner auf den Einfall kommen, ned einmal die Zeit dafür haben, Specialgüter zu
verlangen… die Kleinbetriebe, die altehrwürdigen Manufacturen sollen schließen
– ‚man‘ braucht sie nicht mehr, wie die Riesen meinen – und sie tun es leider auch.
{In unserm Wien kenn ich einen einzigen Silberschmied~Künstler und eine einzige
Glasmaler~Künstlerin!} = Das Ergebnis ist der Einheitsmensch, der Capitalismus
hat ihn erschaffen, schrittweis, methodisch und quasi heimlich, denn das Vorhaben
wurde ned an die Pummerin gehängt: „Tapfer, Gefährten, im Gleichschritt“. Sicherlich
ist das alles langfristig und systematisch gesteuert von der Großen Wirtschaft – enorm
geschickt, durch Vorbilderpraesentation, technische Lockung [modern!!] undsofort – denn
der Dutzendmensch ist leicht lenkbar und führbar, gar ohn‘ daß er das merkt. Jemand
denkt für ihn und will sein bestes – das genügt. Individualismus ist eine Krankheit,
eine Störfunction, die zu eliminieren ist. Freunde, ich bin mir sicher, daß dieses
Thema in den berüchtigten Bilderberger Konferenzen öfters angeschnitten wird.
= Ja… und was können wir tun, wir Kritiker, außer Goschn haltn und zugucken, wie
der Mensch zum computerabhängigen, reclamegesteuerten Grauwesen wird.
Wohl nur eines: In unserm kleinen Bereich nach der Weisung unsres MEISTERS
leben. Denn in der HEILIGEN SCHRIFT ist nirgendswo die Rede von einem faden
Einheitsbruder, völlig im Gegenteil gar, siehe etwa Römerbrief 12, 4 bis 8.
Hierzu erbitten wir von unserm HERRN Beständigkeit, Widerstandskraft, Courage.
CHRISTUS spricht: ET UNI DEDIT QUINQUE TALENTA ALII AUTEM DUO
ALII VERO UNUM UNICUIQUE SECUNDUM PROPRIAM VIRTUTEM
Dem einen hat er fünf Talente gegeben, dem andern wiederum zwei,
dem weitern aber eines, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit. {Mt 25, 15}
Ich wünsch uns allen Gesundheit, Energie und Frohsinn.
Amen.
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