SCHRIFT-Lectio Prediger 3, 1-8 und 12-13
Liebe Schwestern und Brüder!
„Ein jegliches hat seine Zeit“, schreibt der Prediger, der Weise König
Salomo; auch „lachen… und tanzen“ hat seine Zeit. Es ist Fasching,
vielerorts auch Carneval genannt, die ausgiebige, grad in Wien fröhli-
che Feier- und Ballsaison vor dem Einbruch des vierzigtägigen Fastens.
Auf der Hochburg Villach herrscht Freude… und in Wien wird stets am
selben Tag der Opernball celebriert, an dem in Aachen und Köln Fett-
donnerstag ist und die Weiberfastnacht mit Krawattenabschneiden began-
gen wird… heuer schon am 4. Feber. Warum denn so früh… Der Carne-
val respective die Ballsaison ist ein Teil des Kirchenjahrs. Der Sonn-
tag Estomihi, der letzte Feier-Sonntag vor dem Großen Fasten, liegt
fünfzig Tage vor Ostern und ist damit symmetrisch auf das Pfingstfest.
Und w a n n Ostern ist, wurde auf der Synode von Nicaea anno 325
festgesetzt: Die Auferstehung unsres HERRN feiern wir stets am ersten
Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem 21. März, frühestens am 22.
März, spätestens am 25. April. Da Ostern heuer sehr früh ist, wird die
Ballsaison recht kurz sein. Ich wünsch uns allen fröhliche Wochen!
Vor vielen Jahren hab ich als Geistlicher Dienst getan in einer Vor-
stadtgemeinde, in der es in uso war, am Sonntag Estomihi am Schluß des
GOTTESdienstes, vor Sendung und Segen, einen Scherz oder ein Anekdo-
terl vorzutragen… ein auflockerndes Kirchen-Lachen vor dem Fasten.
Erlaubts mir, daß ich diesen Brauch hier für die Ballsaison einführ. ~
Papst Johannes Paul II. hatte als junger Mann schnelle Wagen gemocht.
Als Kirchenoberhaupt nun hatte er seinen Leibfahrer und einen elegan-
ten Automobilpark. Doch gelegentlich hat er sich danach gesehnt, eine
Pracht-Tschäsn selbst zu lenken… und zwar gach. So hat er sich mit
seinem Chauffeur verabredet: dieser sollte Heiligkeit auf später Nacht
incognito in einen Vorort von Roma führen und dort Höchstselbiger das
Lenkrad der Prunk-Karrosse übergeben. ~ Gesagt, getan. Der Papst lenkt
… schnell… und schneller. Und – es kommen die Carabinieri. Der Ordnungs-
hüter läßt anhalten – schaut in den Wagen hinein, vorn und hinten…
und holt den Sergente. Der Sergente schaut in den Wagen hinein, vorn
und hinten… und ruft den Capitano an. Dieser faucht und schimpft:
„Sie wagen es, mich mitten auf der Nacht zu wecken, nur weil jemand zu
schnell gefahren ist?!“
„Es ist nicht irgendjemand, Signor Capitano“, erwidert der Sergente.
„Ist es etwa unser Minister? Dann seien Sie behutsam.“
„Nein, Signor Capitano, es ist nicht unser Minister, es ist auch nicht
unser Staatspräsident…“
„Accidenti allora…! Wer ist es denn, Sergente?“
„Das weiß ich nicht, Signor Capitano, aber… es muß ein sehr-sehr ho-
hes Tier sein, denn… sein Chauffeur… ist der Papst persönlich!“
Liebe Freunde! Der Prediger schreibt, „daß nichts Besseres darin ist,
denn fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben (…), das
ist eine Gabe GOTTES“ (Vers 12 und 13). Dies gilt wohl besonders für die
Feier- und Ballsaison. Gleichwohl: „Seid a l l e z e i t fröhlich“, ermahnt
uns der Apostel Paulus (I.Thess 5, 16) ~ und das ist einer der Wesens-
züge, die einen aufrechten Christenmenschen auszeichnen.
Gesegnetes Jahr im HERRN!
Amen.