Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

November 2020

SCHRIFT~Lectio  Ps 30, 5~6

 

 

Liebe Schwestern und Brüder in CHRISTO!

 

 

„Heilig HERR GOTT, Zebaoth, Heilig HERR der Himmelsheere…“ Es ist gewiß richtig,

was eines der schönsten Christlichen Choräle, von Katholiken wie Protestanten

gleichermaßen gern gesungen, da aussagt. Der ALLMÄCHTIGE ist HEILIG, in einer

Weise, die wir mit unserm kurzen menschlichen Verstand ned fassen können. 

Nun gut… aber wer und was ist sonst heilig ~ und was bedeutet dieser Begriff

überhaupt. = Wir sprechen von der Heiligen SCHRIFT, vom Heiligen Land, von der 

Heiligen Taufe, vom Heiligen Bund der Ehe, vom Heiligen Abend, von der Heiligen 

Stadt Köln oder gar vom Heiligen Römischen Reich. Der Römisch~Katholische

Papst ~ ich schreib es bewußt so; wenige Wissen, daß auch andere Großwürdenträger

des Christentums amtlich den Papst~Titel führen, etwa der Griechisch~Orthodoxe

Patriarch von Alexandría ~ wird protokollgemäß mit Eure Heiligkeit angeredet,

obschon er zu seinen Lebzeiten gewiß ned heiliggesprochen worden ist. Gleichwohl

verleiht er den Ehrentitel Sanctus oder Sancta an längst zum HERRN heimgegangene

Persönlichkeiten, die von der zuständigen Congregatio und von weiteren beauftragten

Kirchenoberen als dessen würdig eingestuft worden sind = dann heißt es: Seine

Heiligkeit hat den Vorgeschlagenen heiliggesprochen… was eine Ausnahme vom

Princip darstellt, daß niemand höhere Würden verleihen kann als er selbst innehat.

Ich erlaub mir die Anmerkung, daß in der ‚modernen‘ Zeit mit dieser Praxis etwas

übertrieben wird. Papst Johannes Paul II. hat in seiner Amtszeit 482 Menschen

heiliggesprochen. Das ist seit 1588, der Reformierung des Canonisationswesens,

ein absoluter Weltrecord, gar mit riesigem Abstand zum ‚Zweitplacierten‘, Papst

Pius IX. mit ’nur‘ 52 solcher actûs. {Bevor mich die fachkundigen Leser, die Ihr ja

alle seids, corrigiern: Es ist mir bewußt, daß der actuelle Papst Franz bis jetzt schon

bei überhaps neunhundert ist… hat er doch anno 2013 Antonio Primaldo, den Märtyrer 

von Otranto vom Jahr 1480, nebst seinen ‚circa‘ [sic!!] achthundert Cameraden

heiliggesprochen; ich denk, Freunde, eine Canonisatio ist eine Ehrung ad personam,

da gibt es kein ‚circa’… und selbst wenn: ich laß diesen actus als nur  e i n e n  Vorgang

gelten, und da sind wir wieder weit weg von ‚etwa neunhundert‘.} ~ Was ist sonst

noch heilig… da fällt mir die Heilige Inquisitio ein, das Sanctum Officium. Nota bene,

um dieses Institut a wengerl in Schutz zu nehmen: Es war als fortschrittliche Reform

der Kirchlichen Gerichtsbarkeit gedacht – aber machtlüsterne, göldgierige Menschen

haben die hohen Positionen besetzt [wie dem sehr oft so ist], und was dann daraus

geworden ist, das wissen wir aus dem Geschichtsbuch… und da könnten einige rufen:

„heiliger Strohsack!“. {Ad marginem: Wenige wissen, daß diese Dienststelle nach wie

vor besteht! Nach mehrfacher Umbenennung heißt sie 1965 Kongregation für die

Glaubenslehre – aber über dem Eingang in die Amtsräume steht immer noch treu

Santum Officium. Noch etwas: Selbst der große Thomas von Aquino hat für Ketzer

die excommunicatio und die Todesstrafe gefordert.} = Kritiker mögen jetzt einwerfen:

Canonisatio, Heiligenverehrung, Clericalgerichtsbarkeit, Haeresie… das sind doch alles

Conventionen, wie das allermeiste ebenso, was uns Menschen umgibt. Allesamt, wenn

auch historisch gewachsen, menschliche constructa; sie sind ned vom HIMMEL gefallen

wie der Dannebrog. {Es sei mir wieder mal eine geschichtliche wie kunsthistorische

excursio gestattet. Die Dänische Flagge, der Dannebrog, das weiße Kreuz auf Cinnober,

ist der Legende nach anno 1219 bei Lyndanisse, wo König Waldemar II. mit seinem Heer

gegen die heidnischen Esten gekämpft hat und schon in arger Bedrängnis war, als

riesige Stoffbahn vom HIMMEL geflattert und hat den Feind überwältigt. Der wohl

berühmteste dänische Malerkünstler Christian August Lorentzen hat diese Scenerie auf

einem bewegenden, monumentalen Oelgemälde festgehalten. Schauts mal im Netz!} ~

Dennoch… wer und was ist heilig… die Protestanten haben es sich einfach gemacht;

sie verwerfen = zumindest mehrheitlich = Heiligenverehrung wie Canonisationspraxis

und lehren, daß die Heiligung des einzelnen Menschen durch die irdische Wiedergeburt

in IESU CHRISTO aus der iustificatio, der Rechtfertigung, erfolgt. {Oh Freunde; ein

difficiler, umstrittner Terminus! Wenn es der HERR erlaubt, schreiben wir im Jänner

darüber.} ~ Etwas Begriffsgeschichte, ganz kurz, in nuce. קָדשׁ , lests qâdósch, im Alten

Testamentum, wird meist als ‚heilig‘ übertragen, bedeutet aber viel allgemeiner ‚das
Besondere‘, ‚das vom Alltäglichen, Profanen abweichende‘.
 γιος im Neuen Testamentum

~ nota bene, das weitaus häufigste Wort hierin ~ ist begrifflich eingegrenzt: γιος ist

der HEILIGE GEIST IESU CHRISTI, γιοι sind die Jünger, die von GOTT Gerufenen, die

unsern HEILAND HERR und MEISTER nennen.= Und wer respective was im Lateinischen

alles ’sanctus‘ ist, das erahnen wir allmählich… ~ Der Schriftsteller Ludwig Renn

{Künstlernamen der schillernden Persönlichkeit Arnold Vieth v. Golßenau} hat in einem

humorig=kritischen Buch das Königlich Sächsische Officiercorps, vorwiegend die

Aristokraten in seinen Reihen aufs Korn genommen. Er hatte selbst dort gedient als

junger, noch unreifer Leutnant. Er war nun im Gespräch mit einem für seine decidiert

obrigkeitskritische Haltung bekannten Major {solche Officiere, wenn auch sehr selten,

hat es auch gegeben, daher verdient er es, daß ich seinen Namen nenn: Baron Trützschler

Falkenstein}. Beide Protestanten, wohlgemerkt. Der Leutnant: „Aber die Fahnen… sie

sind doch… heilig!“ Darauf der Major: „Und was ist heilig…“ ~ Es wird noch lustiger,

im Privaten. Ich war mal bei Verwandten eingeladen. Der Hausherr ist nahzu vernarrt

in die modernste Elektronik. Im Salon steht eine sacrisch teure überdimensionale

Musikanlage ~ der Gastgeber hat locker das Göld dafür… während ich, liebe Freunde,

der sprichwörtliche Arme Verwandte bin ~, mit zwei riesigen, brusthohen Lautsprechern.

Ich hab nonchalant, wie ich nun mal bin, mein Martiniglasl {das war das Frühstück,

nebst Ganslleber… oooooh…} auf einen dieser Kästen abgestellt. Hierauf der Hausherr,

Protestant, wohlgemerkt: „Bitte nicht darauf… die Lautsprecher sind… heilig!“ Na also,

jetzt wissen wir es. ~ Ja wirklich… wer und was ist heilig. In der Sancta Mater Ecclesia

{da steckt das Wort wieder} sind die Menschen und Dinge heilig, die die Zuständigen

dazu erklärt haben. Und die Geschwister Reformatorischen Glaubens müssen es halt selbst

wissen. ~ Ich proponier hier ein HEILIGmäßiges Leben; wir haben CHRISTUS, wir haben die

SCHRIFT; wir müssen nun unsre Gier, unser sociales Ungerechtsein besiegen; es mög keine 

Sonntagschristen geben, die fünf Tag‘ die Woche nur die pecuniäre Gewinnmaximierung, 

ich will ned sagen: über Leichen gehend, vor Augen haben – und am Tag des HERRN in 

die Kirche gehn zum Gebet. Wir bitten den HERRN um Weisheit und Einsicht. ~

Zurückkehrend zur Anfangszeile darf ich als Auflockerung nach so viel Gelehrtem

mit einem Anekdoterl schließen. Abschlußexamen in meinem Theologiestudium. Frau

Professor M., Docentin für Praktische Theologie, hat darauf bestanden, daß jeder

Absolvent einen vollständigen KurzGOTTESdienst im Kopf hat: unter anderem einen

Psalmus und zwei Kirchenchoräle. Man kann nie wissen, wann man zur Celebratio

aufgefordert wird, und dies Anliegen darf ein Geistlicher nicht ausschlagen. Aber:

ich als Productiver Geist hatt es immer argst schwer mit dem Auswendiglernen.

Nun büffl und büffl ich… bis die drei Texte ’sitzen‘. Tag des Examens, Praktische

Theologie. Frau Professor M. am langen Tisch, neben ihm der sehr fröhliche wie auch

hochgelehrte Herr Professor Lins, der bei mir die examinatio nun durchführt. Leicht

war es ned, aber ich hatt gute Docenten und war gründlich vorbereitet. Der Herr

Professor bricht auf einmal ab, wechselt einige Worte mit der Collegin und sagt:

„Das genügt. Ich denk, bei Ihnen brauchen wir nicht zu warten; ich geb die Censur

gleich bekannt: ein glatter Einser. Schicken Sie bitte den nächsten Candidaten herein“.

Und ich hatt Psalmus und Choraltexte, die nun doch ned abgefragt worden sind,

mühseligst gebüfflt, gepaukt, geübt… Wie Ihr sehts, Freunde: das

„Heilig, HERR GOTT, Zebaoth…“ kann ich immer noch.

 

 

 

CHRISTUS spricht: PATER SANCTE SERVA EOS IN NOMINE TUO

QUOS DEDISTI MIHI UT SINT UNUM SICUT ET NOS

HEILIGER VATER, behalte diejenigen in DEINEM Namen, welche DU mir gegeben hast,

auf daß sie eins werden, so wie wir es auch sind. {Joh 17, 11b}

 

 

Ich wünsch uns einen milden, erholsamen Spätherbst

 

Amen.