Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem Großpriorat Ostarrichi – Malta

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Milizgütesiegel

Mai 2016

SCHRIFT-Lectio 1.Moses Kap.1 und Joh 1, 1-5

Liebe Schwestern und Brüder!

„Nach und nach machen Physiker und Astronomen uns mit der Vorstellung
von […] Modalitäten vertraut, die ihrer Struktur nach die Totalität der
Zeit und des Raumes erfassen. Es ist in unseren Tagen geläufig die Rede
von einem gekrümmten Universum oder von einem Universum, das
explodiert.“ – Nein, das ist keine Passage aus einem Zeitungsartikel
von heute; diese Sätze sind 1950, also vor sechsundsechzig Jahren
geschrieben worden. Der Urheber ist der Jesuitenpater Pierre Teilhard
de Chardin (1881-1955), ein Universalgelehrter alten Schlags, Theologe
und Philosoph, Altertumskundler und Anthropologe. ~ Es geht darum, daß
dem ‚modernen‘ Menschen ein ‚wissenschaftliches‘ Weltbild suggeriert
wird, in dem der SCHÖPFER bewußt nicht vorkommt, ja, keinen Platz hat.
Es gebe nichts Wahrnehmbares, so behaupten die Jünger dieser Ideologie,
was mittels Mathematik, Chemie, Biologie, Physik, Astronomie &c. nicht
zu erklären sei; der HERR hat in diesem – scheinbar – abgeschlossenen
System – auch wieder scheinbar – keinen Winkel frei. Ja, man schämt
sich des Glaubens! ~ Dieses mutwillige ‚Ausspirrn‘ des ALLMÄCHTIGEN aus
Lehre, Vernunft und Bewußtsein nennt der Theologe ‚die Raumnot GOTTES‘.

Die ‚Urknalltheorie‘, diese Lieblingsphantasterei der zeitgenössischen
Physiker, wird gradezu als Glaubens-Dogma gefeiert. Vor Urzeiten soll
die Gesamtquantität von Raum, Zeit und Materie in einem Klumpen nahezu
ohne Ausdehnung und mit unvorstellbar großer Dichte enthalten gewesen
sein… – Liebe Freunde, das ist nichts als ein kosmologisches Denkmodell, eines
der vielen in der Menschheitsgeschichte, selbst dann, wenn Stephen Hawking
und Roger Penrose behaupten, dieses mathematisch erhärtet zu haben.
(Die Namen der beiden Gelehrten sind heut in aller Munde… meist in
derer Goschn, die nie etwas von ihnen gelesen haben.) Wohlgemerkt, die
zum Begriffs-Fundamentalismus tendierenden amerikanischen Christen
haben jenes Modell freudig begrüßt: „Endlich war der wissenschaftliche
Beweis für einen punktuellen Schöpfungsakt erbracht“. (S.Hawking.)

Der eingangs erwähnte Gelehrte Pater Pierre hatte versucht, Christliche
Dogmatik und exakt-naturkundlichen Akademismus zu vereinen – wie ich
meine, mit mäßigem Erfolg. Das vernehmbarste Ergebnis war die scharfe
Kritik von beiden Seiten: die Kirche schalt ihn einen ‚Evolutionisten‘
und die Naturwissenschaft einen ‚Theisten‘. Pater Pierre hat die causa
sehr grob zusammengefaßt so gesehn: Die Materie, die den Geist
hervorbringt, ist von vornherein beseelt. Er schreibt bereits 1931 „von
dem überall im Kosmos als Potenz gegebenen Leben“. Mäßiger Erfolg hin
oder her – eines ist hochgradig ehrenvoll: er macht nicht den von Kirche
wie Naturkunde gepflegten und geliebten Denkfehler des ‚Entweder-Oder‘:
neodarwinistische Evolutionslehre (nota bene: Charles Darwin war auch
Theologe!) o d e r Schöpfungsakt durch GOTT, sich gegenseitig negierend.

Ich bin ein altmodischer Theologe, so konservativ, daß es schon wieder
modern ist. Daher mein ich, daß ein physikalisches Denkmodell (wie der
‚Urknall‘) eine darunter ~ oder darüber ~ verborgene SCHÖPFERKRAFT
nicht ausschließt… und umgekehrt. Ein genuin österreichischer Ansatz:
kein ‚entweder-oder‘, sondern, wie Robert v. Musil schreibt: ein „entweder
u n d oder“. ~ Ich denk, ohne den Willen des HERRN, den LOGOS, gäb es
kein Universum… und ohne die Liebe des HERRN, die AGAPE, gäb es keine
Menschheit. Das, was wir Geschichte nennen, ist die Geschichte des Menschen
IN GOTT und MIT GOTT. All dies, die Erschaffung wie die Fürsorge, faßt unser
HERR JESUS CHRISTUS kurz zusammen: „Kauft man nicht zwei Sperlinge um
einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren VATER.
Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt“. (Mt 10, 29-30.)
Und ganz gewiß: EGO VOBISCUM SUM OMNIBUS DIEBUS
USQUE AD CONSUMMATIONEM SAECULI. (Mt 28, 20.)
ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE BIS AN DER WELT ENDE.

Amen.

Liebe Freunde, ich wünsch Euch ein gesegnetes PFINGSTFEST
sowie besinnliche, fröhliche Feiertage: CHRISTI Himmelfahrt und Fronleichnam.